Casablanca: Sterben auf Raten

Krefelds letztes Programmkino heißt jetzt „Primus-Palast“ und öffnet nur noch am Wochenende. Der Betreiber schweigt.

Krefeld. Es klingt fast so, als formulierten die Betreiber des Cinema Südstadt ihren eigenen Abgesang: „Ein Dankeschön an unsere Kinofreunde für 29 Jahre ,Cinema Programm Kino’“, hieß es da unlängst im Internet. Erneut machte sich da unter Krefelder Cineasten die Sorge breit, im letzten Programmkino der Stadt könnten endgültig die Lichter ausgehen. Der Ausverkauf des Plakatfundus tat sein Übriges.

Doch Karsten Bourdoux, Neffe des einstigen Betreibers Jürgen Bourdoux, mag nicht aufgeben. Erst im Sommer hatte er den Kinofreunden im Schlachtgarten eine feine Auswahl kultiger Filme kredenzt. Jetzt kündigt er Wochenend-Programme im „Primus-Palast“ an der Lewe-rentzstraße an, die seit Anfang Oktober laufen. Primus-Palast — der Name habe immer bestanden, betont Bourdoux. Jahrzehnte war der Standort eher unter dem Titel „Casablanca“ bekannt.

Darüber hinaus verweigert Bourdoux gegenüber der Presse jedwede weitere Erklärung, was die Filmfreunde von ihrem geliebten Kino in Zukunft noch erwarten können. Ein Hinweis im Internet lässt vermuten, dass es keine brandneuen Filme sein werden. „Aufgrund Einstellung der Filmkopien“, ist die knappe Begründung für den Abschied vom Cinema Programmkino. Viele kleinere Kinos haben damit zu kämpfen, dass die Verleiher großflächig auf digitale Projektion umgestellt haben.

Andererseits kündigt Karsten Bourdoux für Ende Oktober die Vorführung des cineastischen Highlights „Liberace“, des neuen Films von Steven Soderbergh, an. Michael Douglas mimt darin den schillernden Vegas-Star und Matt Damon seinen Geliebten.

Wie auch immer — die neuerliche Reduzierung des Angebots mutet wie ein Sterben auf Raten an. 2004 hatte das Kino noch über zwei Säle verfügt, insbesondere der plüschige Casablanca-Saal erfreute sich großer Beliebtheit. Ein Unwetter im Dezember gab dem renovierungsbedürftigen Saal den Todesstoß, die Bauaufsicht gab ihn nie wieder frei.

2009 kämpfte der damalige Betreiber Jürgen Bourdoux ums Überleben des Kinos, Schulden, misslungene Renovierungspläne und juristische Auseinandersetzungen machten ihm das Leben schwer. Die Hilfswelle, die auf einen WZ-Bericht hin anrollte, gab Hoffnung. Doch letztlich fühlten sich die Cineasten von der Inhaberfamilie wohl brüskiert.

2011 schien es dann vorbei zu sein mit Programmkino in Krefeld. „Casablanca Kino schließt am 14.9.2011 für immer“, kündigte der Betreiber per Internet an, weitere Erklärungen gab es auch damals nicht. Gemeint war wohl der endgültige Abschied vom großen Saal, es folgte der Ausverkauf des Inventars. Letztlich ging es im kleinen Cinema weiter. Zwei Jahre später folgt nun der Abschied vom Cinema, was immer das genau heißen mag. Bleibt für alle Krefelder Cineasten zu hoffen, dass dem nicht noch der endgültige Abschied vom Primus-Palast folgt.