Das Dilemma der Oberbürgermeisterwahl

Nach dem angekündigten Abschied von Gregor Kathstede

Dagmar Groß, Redaktionsleiterin WZ Krefeld

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Krefeld. Das war abzusehen: Kaum hat Gregor Kathstede angekündigt, dass er zur Oberbürgermeisterwahl 2015 nicht mehr antritt, kursieren schon die Namen möglicher Nachfolger. Die CDU will sich am Montag zusammensetzen und über die neue Situation beraten. Und sie wird alles daran setzen, den geplanten Termin für die Nominierung ihres Kandidaten am 9. November zu halten, um ja nicht den Eindruck zu erwecken, man habe kein geeignetes Personal.

Doch wer ist eigentlich geeignet? Um eine Stadt mit gut 3000 Mitarbeitern zu führen, braucht man Organisationsgeschick, Führungserfahrung und Kenntnisse von Verwaltungsstrukturen, da ein Privatunternehmen nun mal ganz anders tickt als eine Stadtverwaltung.

Verfügt man außerdem noch über die Fähigkeit, Menschen zu motivieren und Geschick in der Gespräch- und Verhandlungsführung, kann das — zum Beispiel bei der Leitung von Ratssitzungen — auch nicht schaden. Schließlich ist eine gute Vernetzung in der Politik wichtig, denn ohne deren Zustimmung kann auch der beste Oberbürgermeister keine Ideen umsetzen. Insofern kann man die jetzt von Fraktionschef Philibert Reuters angestoßene Diskussion über einen verwaltungsaffinen Kandidaten verstehen.

Gleichzeitig soll der OB aber auch oberster Repräsentant der Stadt sein, Einrichtungen eröffnen, Feste besuchen, Gäste empfangen und immer ein offenes Ohr für die Bürger haben und — weil er ja direkt vom Bürger gewählt werden soll — sympathisch ’rüberkommen.

Dieser Spagat ist das eigentliche Dilemma der Wahlen zum hauptamtlichen Bürgermeister. Entscheidet sich die CDU für einen ausgewiesenen Verwaltungsspezialisten, kommt der möglicherweise beim Wähler nicht an. Stellt man den Sympathieträger auf, rumpelt es vielleicht später bei der Arbeit im Rathaus. Keine leichte Aufgabe für die CDU.