Das Gerücht: 50-Meter-Bahn ist nicht wettkampftauglich

Zu dicke Fliesen sollen der Grund gewesen sein. Verband und Funktionäre fühlten sich durch Eröffnungsfeier brüskiert.

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Das Bockumer Badezentrum wurde am 24. Mai 1967 mit einer Feier eröffnet — und die Krefelder strömten sogleich in Massen in das neue Bad. Allein am ersten offiziellen Badetag, dem folgenden Fronleichnamstag, kamen 6000 Besucher. Der gesamte Juni lockte 66 000 Schwimmer, der Juli gar 85 000. Das Bad kam also in der Öffentlichkeit gut an — zunächst jedoch nicht bei den Vereinsschwimmern und Funktionären.

So monierten sie zum einen die hohen Eintrittspreise von 1,50 D-Mark. Neben dem Düsseldorfer Wellenbad hatte das Badezentrum damit den höchsten Eintrittspreis in ganz Westdeutschland. Unklar war zum anderen bei Eröffnung auch, welche Beiträge die Vereine zahlen müssten — am Ende waren diese doppelt so hoch wie in den anderen Krefelder Bädern. Negativ empfanden die Vereinsschwimmer auch die Art, wie das Bad seiner Bestimmung übergeben wurde: Nicht mit einem nationalen oder internationalen Schwimmfest, sondern mit einer internen Feier inklusive einstündiger Schwimm-Demonstration vor lediglich 200 Gästen. Nicht eingeladen waren also das „normale Volk“ und — ob bewusst oder unbewusst — auch Vertreter des Westdeutschen und des Deutschen Schwimmverbandes, was dort für großen Unmut gesorgt hatte.

Die Neue Rhein Zeitung schrieb einen Tag nach der Einweihung: „Nun besteht die Gefahr, dass Krefelds teuerstes Badezimmer vorerst ein Badezimmer bleibt. Die brüskierten Herren Funktionäre, die Meisterschaften und Großveranstaltungen vergeben, werden den Fauxpas der Verwaltung kaum mit Freundlichkeit quittieren.“ In der Tat: Obwohl die Schwimmhalle zu den schönsten und größten Deutschlands zählte, missachteten die Funktionäre sie bei der Vergabe von Wettbewerben.

So haben Deutsche Schwimmmeisterschaften (DM) nie in Krefeld stattgefunden, weder kurz nach der Eröffnung noch später. Das kann durchaus als Affront und als Antwort auf die Nichteinladung gelten. Bis heute bleibt es dabei: keine DM oder vergleichbare Wettkämpfe im Badezentrum.

Und so kann es wohl sein, dass das Gerücht aus dieser Zeit stammt. Angeblich, so erzählten es sich die Krefelder Jahrzehnte lang, würden einige Zentimeter durch zu dicke Fliesen an den Kopfseiten fehlen. Schwimmmeisterschaften könnten daher gar nicht in Krefeld stattfinden. Das Gerücht wurde befeuert, wenn sich der Verband entschied, eine Meisterschaft nicht nach Krefeld zu vergeben.

„Pustekuchen“, sagt der heutige Bäder-Chef Dieter Porten. „Weder zu Zeiten, als das Bad gekachelt war, noch heute, in der Stahlwanne, war das Becken zu kurz geraten für nationale oder internationale Meisterschaften.“ Quasi zum Beweis hängt heute im Foyer des Badezentrums ein Formular des Vermessungsbüros Hannen. Dieses hat am 22. November 1999 folgende Maße ermittelt: In der Länge misst das Becken 50,014 Meter und in der Breite 20,893 sowie 20,900 Meter (wo sich die Sprungtürme befinden). Und auch das bewegt sich im Rahmen der Toleranz. Dennoch hat sich das Gerücht des zu kurzen Beckens in den Köpfen einiger Krefelder bis heute gehalten.