Demographie: Krefeld - Ein Magnet für den Niederrhein
Krefeld will sich gegen das Schrumpfen wehren — durch eine Innenstadt, die als Erlebnisraum punktet.
Krefeld 2025: Die Stadt hat immer noch gut 230 000 Einwohner. Viele von ihnen haben zwar gut bezahlte Jobs im benachbarten Düsseldorf. Doch die attraktiven Gründerzeithäuser mit den schönen Fassaden und den hohen Decken sind in Krefeld, anders als in der Landeshauptstadt, noch bezahlbar. Zudem bietet die Innenstadt ein authentisches Shopping-Erlebnis mit gewachsenen Strukturen — im Gegensatz zu den austauschbaren Einkaufszentren der Nachbarstädte. Kurzum: Krefeld — ein Magnet für den gesamten Niederrhein.
So wünscht es sich Ulrich Cloos, bei der Stadtverwaltung zuständig für das Stadtmarketing und das Thema demographischer Wandel. Damit dieser Wunsch Wirklichkeit wird, muss allerdings noch eine Menge passieren. Denn die Prognosen vom Statistischen Landesamt oder der Bertelsmann-Stiftung sprechen eine andere Sprache. Sie sehen Krefeld 2025 bei rund 225 000 Bürgern. Bis 2030 werde die Stadt einen Bevölkerungsrückgang von 6,3 Prozent erleben. Bertelsmann steckt Krefeld in eine Kategorie mit den Ruhrgebietsstädten und spricht von einer „schrumpfenden Großstadt im postindustriellen Strukturwandel“.
Das hat Konsequenzen für die Stadt und ihre Bewohner: Die Belastung pro Kopf steigt, da die Kosten für die Infrastruktur nicht automatisch mit sinkender Bevölkerungszahl abnehmen. Die Stadt verliert an Bedeutung, die sozialen Spannungen wachsen, dem Arbeitsmarkt steht ein geringerer „Wissens-Pool“ zur Verfügung.
Deshalb lautet das Zauberwort: Profil. Und das Ziel ist, dem Schrumpfen ein Schnippchen zu schlagen, indem man um neue, gut ausgebildete Bürger wirbt. „Daran muss sich alles orientieren: Politik, Verwaltung, Marketing“, sagt Ulrich Cloos. Und die Bürger müssen es mittragen. Deshalb schaut er sich zusammen mit Planungsdezernent Martin Linne demnächst in Ludwigsburg um. Dort gilt die Bürgerbeteiligung als vorbildlich.
„Wir werden uns auf die vier Handlungsfelder Wirtschaft, Kultur, Wohnen und Bildung konzentrieren“, sagt Cloos. So hat der Rat es im vorigen Sommer beschlossen. Da diese in der Innenstadt konzentriert sind, wird sich auch hier der Kampf um die Einwohner entscheiden, ist Cloos überzeugt. Die Umgestaltung zahlreicher Plätze und Straßen sowie der Neubau des Bereiches Ostwall/Rheinstraße gebe der Stadt Impulse, die — so der Wunsch — von den privaten Eigentümern aufgenommen werden.
Hinzu kommen private Investitionen bei P&C, Horten und Volksbank, so dass die Stadt in fünf Jahren ein völlig anderes Bild abgeben werde. „Und das wird sich positiv von anderen abheben, da wir nicht auf das große Shopping-Center, sondern auf den Erlebnisraum Stadt gesetzt haben“, ist Cloos überzeugt.
Zudem werde die Innenstadt für das Wohnen an Bedeutung zunehmen: „Das Häuschen im Grünen hat sich als Strohfeuer entpuppt“, so Cloos. Zudem lasse der Regionalplan kaum noch zusätzliche Bauflächen zu, es sei denn, an gut angebundenen Orten. Man will vom Überschwappeffekt der Boomstadt Düsseldorf profitieren.
Man habe in Krefeld viele attraktive Innenstadthäuser und Möglichkeiten, in Hinterhöfen Freiräume zu entwickeln. Zudem müsse man über völlig neue Modelle nachdenken: So könnte ein Teil der 230 000 Einwohner auf Hausbooten wohnen, die auf Wasserflächen wie an Alt Grundend ankern.