Der Erstwohnsitz ist Geld wert
Melden Studierende ihren ersten Wohnsitz in Krefeld an, gibt es höhere Zuschüsse vom Land NRW.
Krefeld. In Zeiten knapper Kassen wollen die Parteien die Bürger mit ins Boot holen, um sich mit eigenen Ideen an der Sanierung des Haushaltsentwurfs zu beteiligen. Sparvorschläge, Kürzungsmöglichkeiten, Ideen, wie die Stadt neue Einnahmequellen erschließen kann, sind willkommen.
Einige Zeit vor der Haushaltseinbringung hat ein Bürger diesen Weg ganz offiziell beschritten und in einem Bürgerantrag seine Idee platziert: Mehr Einwohner bedeuteten mehr Geld vom Land, also müsse Krefeld seine Einwohnerzahl steigern, schlägt Rainer Bertini vor.
Nicht eine langfristige Stadtplanung und Neubaugebiete hat Bertini mit seinem Antrag im Sinn, sondern kurzfristig umsetzbare Lösungen. Seine Zielgruppe sind beispielsweise Studierende. Sie würden in Krefeld leben und arbeiten, seien jedoch oft nicht mit Erstwohnsitz in der Studienstadt gemeldet.
Das Potenzial ist rechnerisch durchaus erheblich. Gut 6000 Studierende soll es zurzeit in Krefeld geben, etwa 1800 ihren Erstwohnsitz hier gemeldet haben. Viele Pendler kommen aus dem Umland, aus Düsseldorf, den Kreisen Viersen, Neuss, Kleve und Wesel oder aus Duisburg, die meisten aus NRW. Das ist wichtig, spekuliert man auf Schlüsselzuweisungen des Landes: Diese mehr als 800 Euro fließen nur, wenn ein Bürger innerhalb von NRW seinen Hauptwohnsitz ändert.
Hochschule und ihr folgend auch die Stadt bezweifeln, dass sich viele Studenten ummelden. „Aber selbst wenn es nicht 1000 sind, die man erreicht, sondern nur 100: Krefeld kann es sich nicht leisten, dieses Geld auf der Straße liegenzulassen“, argumentiert Bertini. „Das wäre immerhin ein Betrag zwischen 80 000 und 90 000 Euro.“
Bertini sieht seinen Vorstoß aber nicht nur unter finanziellem Aspekt. „Es geht um eine Willkommenskultur.“ Die Studierenden führten in Krefeld ein „stiefmütterliches Dasein“. Sie an die Stadt zu binden, könne ein Gewinn für beide Seiten sein. Das könnte gelingen, indem man die Anmeldung des Hauptwohnsitzes mit Vergünstigungen kombiniert: Öffentliche Einrichtungen und Einzelhändler könnten Rabatte und Vergünstigungen anbieten. Für die Studenten ein Gewinn, für die Händler Werbung, sagt Bertini.
Durchaus offen zeigten sich im Hauptausschuss SPD-Ratsherr Frank Meyer und Daniel John (Grüne). Wie es weitergeht? „Ob der Denkanstoß politisch aufgegriffen wird, muss man abwarten“, sagt Bertini.