Krefeld Die erste Moschee mit Minarett
Mit einem Festakt ist das Gebäude an der Obergath am Freitag offiziell eingeweiht worden.
Krefeld. Wer tagsüber über die Obergath fährt, sieht das schlanke weiße Minarett der Yunus-Emre-Moschee erst kurz vor der Straße Am Saxhof. Das wird sich zum Abend hin ändern, wenn durch das kunstvolle Lochmuster der weißen Aluminium-Verkleidung des Gemeindezentrums und des neuen Minaretts blaues und grünes Licht scheint. „Das ist ein Tag, auf den die Stadt stolz sein kann“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer in seinem Grußwort zur offiziellen Einweihung des fast 25 Meter hohen Turms. Als erstes stilles Minarett in Krefeld sei es ein ganz besonderes Symbol für das offene Miteinander verschiedener Kulturen in dieser Stadt.
Es bleibt aber nicht nur bei Symbolen in der Ditib-Gemeinde. Bei der türkischen Kermes sind jedes Jahr auch Anwohner und Krefelder aus anderen Stadtteilen gerne zu Gast. Und auch am Freitag bei der Feier sind neben den Gemeindemitgliedern zahlreiche namhafte Vertreter der Parteien, der verschiedenen Glaubensrichtungen, der Bürgervereine, Krefelds Polizeipräsident, aber auch der Bundesvorsitzende der Ditib-Gemeinden, der türkische Konsul sowie der Religionsattachee anwesend.
Mehmet Demir als Pressesprecher wie auch Kenan Kiraz als Gemeindevorsitzender dankten in Türkisch und Deutsch für die Unterstützung auch seitens der Stadt, das seit 30 Jahren bestehende Moschee-Gebäude mit dem Bau des Minaretts zu komplettieren. Die Islamische Gemeinschaft, die schon vor 15 Jahren an der Viersener Straße eine Moschee mit Minarett bauen wollte, hatte damals keine Baugenehmigung für ihre Pläne bekommen.
„Wir fühlen uns als Krefelder und wollen den Stadtteil mit diesem besonderen Gebäude aufwerten“, sagt Kiraz. Er — wie viele andere hier auch — seien mit Stahldorf stark verwurzelt. Als vor 50 Jahren die ersten Gastarbeiter nach Krefeld kamen, haben sie im Stahlwerk gearbeitet und in Stahldorf gewohnt. Diese Verbundenheit wollte die Ditib-Gemeinde auch mit dem Material ausdrücken, das sie für die Verkleidung des Gemeindezentrums und des Minaretts gewählt hat: Metall, genauer gesagt, weißes Aluminium.
„In einem freien und demokratischen Land gibt es die Möglichkeiten, Räume für religiöse und soziale Angelegenheiten zu mieten und — wie in unserem Falle jetzt — auch zu bauen“, sagt Kiraz und ist dankbar dafür. Vor allem auch, weil in letzter Zeit die Menschen in Deutschland verstärkt Zeuge von Anschlägen auf Moscheen würden. „Das müssen wir gemeinsam stoppen“, lautet sein Appell. Krefeld unterscheide sich jedoch von anderen Städten: „Wir haben hier bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht.“
Auch Meyer nennt das friedliche und tolerante Miteinander „eine Errungenschaft unserer Demokratie“, die es zu beschützen gilt gegen diejenigen, die diese Werte zunehmend beschmutzen. Und Kiraz betont, dass in der Gemeinde keine Politik gemacht werde. Dafür finden am Saxhof zahlreiche soziale Angebote für Kinder, Frauen wie auch für die Flüchtlinge der benachbarten Ersteinrichtung statt. Die Ditib-Gemeinde hat die Bewohner zum täglichen abendlichen Fastenbrechen im in der nächsten Woche beginnenden Monat Ramadan eingeladen.