Die ethischen Fragen der Lebenserhaltung
Ein 26-köpfiges Komitee berät Angehörige und Ärzte in schwierigen Situationen.
Krefeld. Die Entscheidung, wie ein schwer kranker Mensch behandelt werden soll, kann eine Gratwanderung sein. Wenn sich der Patient nicht mehr äußern kann, Ärzte und Angehörige unterschiedliche Meinungen vertreten und keine Patientenverfügung vorliegt, wird die Frage zum Problem: „Ist das, was ich zur Lebenserhaltung des Kranken verrichten kann, auch wirklich richtig und in seinem Sinne? Was soll geschehen?“ Die Alexianer Krefeld GmbH hat für derartige Fälle jetzt ein Klinisches Ethik-Komitee (KEK) gegründet, das eine fundierte Beratung bietet.
Das neue Gremium besteht aus 26 Personen, die allen Fachrichtungen und Berufsgruppen des Hauses angehören. Ein externer Rechtsanwalt und ein Migrationsbeauftragter sind auch vertreten. Das Klinische Ethik-Komitee wird nur auf Antrag tätig.
Birgit Simon aus dem Pflegedienst ist die Vorsitzende, Anästhesist Dr. Kai Engelbrecht und Intensiv-Krankenschwester Susanne Mötter sind ihre Stellvertreter. „Wir erleben Fälle, in denen die Beteiligten mit Lebensfragen konfrontiert werden. Mit dem neuen Komitee haben wir Sicherheit im Haus“, sagt Simon.
Dass es keine leichte Aufgabe ist, ist allen klar. Allein die 40-stündige Fortbildung nimmt den ehrenamtlich Tätigen viel freie Zeit. „Daran wird aber auch ersichtlich, dass das Komitee keine Alibifunktion hat“, sagt Arnd May, Geschäftsführer des Ethikzentrums in Recklinghausen, der als Experte in den Gründungsprozess eingebunden war. „Außerdem hat das Haus keine Standard-Satzung übernommen, sondern eine eigene erarbeitet.“
Als erste Aufgabe wird darin die Ethik-Fallberatung genannt: „Mitglieder des KEK stehen bei Anfragen zu schwierigen Fällen und Entscheidungssituationen kurzfristig zur Beratung zur Verfügung.“ Die Entscheidung kann das Gremium dem Arzt nicht abnehmen.
Geschäftsführer Michael Wilke erklärt, dass das Komitee allen Patienten und Bewohnern die Gewissheit gibt, dass ethische Fragen in seinem konfessionellen Haus ernstgenommen werden. „Ein respektvoller, partnerschaftlicher und vom christlichen Grundverständnis geprägter Umgang mit den uns anvertrauten Menschen ist die Basis unserer Arbeit“, heißt es im Leitbild der Gesellschaft.