Die Perlen der Nachkriegs-Architektur

Denkmalpflegerin spricht vor dem Verein für Heimatkunde.

Krefeld. Beim Verein für Heimatkunde ist es Tradition, vor der Mitgliederversammlung einen Vortrag zu hören. Überzeugend sprach die promovierte Denkmalpflegerin Helmtrud Köhren-Jansen vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) über „Anspruch und Wirklichkeit. Über den denkmalpflegerischen Umgang mit Nachkriegsbauten in Krefeld“.

Von der Zuschreibung „kritische Frau“ sei sie sehr überrascht gewesen, sagte sie, und aus ihrem Vortrag wurde deutlich, dass es ihr vor allem um eine Beschreibung des Umgangs mit Architektur in Krefeld geht. Und was die einen als kritisch bewerten, mögen die anderen realistisch nennen: „Ein Gesamtkonzept zur Erhaltung der Architektur gibt es nicht — insbesondere die Politik hegt für die Inkunabeln der Architektur keine Wertschätzung.“

Was für Perlen der Nachkriegs-Architektur in Krefeld aufgereiht sind, erläuterte Köhren-Jansen an drei Beispielen. Das Stadthaus (Architekt Egon Eiermann 1904-1970), das Bayer-Casino (Architekt Helmut Hentrich, 1905-2001) und die Textil-Ingenieurschule am Frankenring (Architekt Bernhard Pfau, 1902-1989). Alle drei Architekten schufen in Krefeld in der Bauhaustradition. Und wie bei Ludwig Mies van der Rohe bestand eine enge Bindung zu hiesigen Textilindustriellen.

Nach einer baugeschichtlichen Einordnung schilderte Köhren-Jansen die Probleme der denkmalgerechten Instandsetzung der Gebäude. Die jahrelange Vernachlässigung insbesondere des Stadthauses und der Textil-Ingenieurschule hätten dazu geführt, dass originale Substanz für immer verloren gegangen sei. So musste eine Fensterfront des Hochschulgebäudes komplett erneuert werden.

„Das liegt vor allem an einer mangelnden Bauerhaltung und Wertschätzung“, sagte Köhren-Jansen. Bei der anstehenden Sanierung des Stadthauses befürchtet sie, dass auch dort erhebliche, nicht mehr zu reparierende Schäden vor allem an den Fassadenelementen aufgedeckt werden.

Auf eine Frage aus dem Publikum, nach den Bauplänen von P&C an der Friedrichstraße, wo ein Baukörper fünf Meter in die Straße ragen solle, sagte sie: „Wir bemühen uns seit mehr als 20 Jahren um den Denkmalschutz für den historischen Straßengrundriss der Stadt Krefeld.“ Ein Neubau in dieser Form würde die barocke Stadterweiterung an dieser Stelle zerstören. chs