Leserbrief Die Stadt schläft

Zu: Bei Hotels ist Krefeld Schlusslicht, WZ, 5. Juni

Wie du wirst empfangen, so kommst du gegangen. Diese Zitatabwandlung kann man auf Krefeld anwenden. Aus Richtung Viersen oder Kleve kommend empfängt den Besucher ein Schandfleck-Hochhaus, aus Richtung Duisburg eine Bahnhofsruine in Linn und aus Richtung Düsseldorf muss man sich angesichts der regelmäßigen Verspätungen oder des Ausfalls der Nordwestbahn fragen, ob man überhaupt in Krefeld ankommt. Empfangen wird man dann von der Jahrzehnt-Dauerbaustelle Hauptbahnhof. Hat man sich doch entschlossen auszusteigen, kriegt man die Motten angesichts der desolaten Fußgängerampelsituation am Bahnhof, von einem immer noch nicht vorhandenen Leitsystem, dass es auch den Bussen und Bahnen unmöglich macht, trotz Grün für Fußgänger im Straßenbereich doch durchzufahren. Auch auf der anderen Seite fragt man sich, warum die Bahnsteige immer noch zu kurz sind, damit zwei Bahnen (044 und U76) hintereinander halten können, ganz zu schweigen von der Frage, wieso Krefeld und Düsseldorf es bislang nicht geschafft haben, die U76 endlich im 15-Minuten-Takt fahren zu lassen. Stellen muss man sich auch andere Fragen, die die Attraktivität Krefelds infrage stellen. Weshalb schafft man es nicht, einen kompletten Fußgänger- und Promenadenbereich zwischen Rheinstraße, Ostwall, St.-Anton-Straße und Seidenweberhaus zu schaffen? Warum hören die Radwege für die aus Neuss/Düsseldorf kommenden Radtouristen an der Osterather Grenze auf, und warum gibt es immer noch keinen Anschluss an das weitere Netz hinter Fischeln-Steinrath. Stadtwald, Museen oder Brauereien? Sieht man sich die kleinkarierte Diskussion um den Vorplatz des Kaiser-Wilhelm-Museums an, so keimt der Verdacht auf, dass man das alles eigentlich nicht will und touristisch lieber weiter schläft.

Wolfgang Weinem