Theater Improvisationsorchester fehlt das Freie

Krefeld · Das Ensemble Adam Noildt Missiles kann im Theater am Marienplatz nicht überzeugen.

Das Orchester Adam Noildt Missiles ist in Fischeln aufgetreten. Das Foto ist bei den Proben entstanden.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Er fehlt. Das denkt man nach anderthalb Stunden im Theater am Marienplatz (Tam) unwillkürlich. Der Schlagzeuger Frank Köllges (1952-2012) gründete 1999 unter dem Pseudonym Adam Noildt das freie Improvisationsorchester Adam Noildt Missiles, als Kollektiv ohne festen Leiter arbeitet die Gruppe seit dem Tod ihres Gründers und Chefdenkers weiter. Im Tam bestreiten die Missiles jetzt das Juni-Programm. Beim ersten Auftritt mangelte es den vier Musikerinnen und 16 Musikern ein wenig an Ideen, und die wechselnden Dirigenten aus den eigenen Reihen konnten der Klangvielfalt nur selten prägnante musikalische Aussagen abgewinnen.

Musiker sperren sich zu oft in einer dominanten Harmonie ein

Köllges hat für die Missiles eine eigene Dirigiersprache entwickelt. Mit ihr können Tonhöhen, Rhythmik, Dynamik und so weiter vermittelt werden. Im Tam übernahmen unter anderem Tom Adam, der Krefelder Gerd Rieger und auch Viola Kramer den Versuch, damit die Musikerschar vor ihnen zu lenken. Was allen fehlte, war aber ein wenig Temperament, um etwa auch verschiedene Ausdruckswerte ins Spiel zu bringen.

Tutti konnten da durchaus kraftvoll wirken, aber das ist bei einer so hohen Anzahl von Akteuren auch nicht die hohe Kunst. Wenn es schon keine festen Stücke, keine vorher festgelegten Arrangements gibt, dann muss halt ad hoc das entwickelt werden, was gerade freie Musik auch spannend machen kann: besondere Klänge, ungewöhnliche Instrumentenkonstellationen, unerwartbare Dynamikverläufe, eine eigene Tonsprache jenseits der üblichen Funktionsharmonik und dergleichen mehr.

Zu oft aber sperrten sich die Musiker etwa in die überschaubare Welt einer dominanten Harmonie ein und schichteten in ihr mehr oder weniger einfache Melodiekürzel oder auch banale Riffs übereinander. Kollektiven Ausbrüchen in eher geräuschorientierte Passagen mangelte es dagegen an Struktur. Im Lauf des Abends wurde auch mit dadaistischer Silbensprache und darstellerischen Mitteln agiert, aber auch das sorgte insgesamt für zu wenig Abwechslung.

Wenige Soli machten deutlich, dass dem Ensemble, das sich mittlerweile offenbar aus professionellen Musikern und ambitionierten Laien zusammensetzt, wirklich prägnante Instrumentalstimmen fehlen. Da konnte dann mal keiner hervorstechen und die Aufmerksamkeit wenigstens ein bisschen bündeln.

Der in Krefeld beheimatete Tablaspieler Shan Devakuruparan, der sich in anderen Kontexten schon als ernstzunehmender Musiker bewiesen hat, und ein Spieler der arabischen Kurzhalslaute Oud, die als Gäste mitwirkten, fielen immerhin allein schon durch ihre ungewöhnlichen Instrumente auf.

Mit welchen Besetzungen die Missiles die drei für Juni geplanten Konzerte bestreiten, steht noch nicht fest, das Programm wird sowieso erst im Laufe jedes Abends entwickelt. Man kann dem Ensemble also durchaus noch eine Chance geben.