Porträt „Die besten Songs sind die, die ehrlich sind“
Krefeld · Bella hat mit dem Song „Mediterranean Sea“ die Jury des Wettbewerbs „Listen to Numbers“ überzeugt.
. Es gibt junge Menschen, die machen Musik, um damit groß bei Freunden oder Schulkameraden aufzutrumpfen, um große Show zu machen, um berühmt zu werden, ob ganz real auf der Bühne oder virtuell via You-Tube oder Instagram. Und dann gibt es junge Menschen wie die Krefelderin Isabelle Straßmann – die sich nach ihrem Spitznamen „Bella“ nennt. Ihr geht es, zumindest wirkt es ganz authentisch so, um die ganz pure Eigenschaft von Musik als Ausdrucksmittel, als eine Art Sprache. Natürlich freut sie sich, wenn ihre Musik gehört wird, hat sogar Songs auf Youtube hochgeladen. Und gerne an dem Wettbewerb „Listen to Numbers“ teilgenommen, bei dem sie die höchste Punktzahl errungen hat und somit mit weiteren 13 Gewinnern mit ihrem Song auf den „Krefeld-Sampler“ kommen wird. Doch sowohl, wenn man mit der 18-Jährigen Abiturientin spricht, als auch, wenn man ihren Song „Mediterranean Sea“ hört, spürt man, dass es ihr ganz und gar um Musik und das Musikmachen geht. Um diesen besonderen Prozess sich in Liedern, in mit Akkorden begleitetem Gesang auszudrücken, Dinge, die einen beschäftigen, zu verarbeiten, Texte, die mehr bedeuten als schöner Schein, mit Klang zu beseelen. Bella schrieb ihren ersten Song mit zwölf Jahren, sagt sie uns – natürlich lächelt sie heute ein wenig darüber. Doch, das sich Ausdrücken, das Festhalten von Gedanken begleitet sie schon sehr lange: sie schrieb Gedichte, fing sogar an, einen Roman zu verfassen, kam schließlich, nachdem sie über sechs Jahre Flöte gespielt hatte, dazu, zu singen und alsbald auch Lieder zu schreiben. Eigene Lieder, zu Themen, die sie bewegen.
Das Lied „Mediterranean Sea“, das ursprünglich im Rahmen eines Kunstprojektes in der Schule entstanden ist, bezieht sich ganz direkt auf die Situation von Flüchtlingen, die versuchen über das Meer nach Europa zu kommen. Inspirationsquelle war das Gemälde „Das Floß der Medusa“ des französischen Romantikers Théodore Géricault. Ein zerschellendes Floß, verzweifelnde, ertrinkende Körper, Chaos, Düsternis und Untergang. Ganz anders, fast aufs erste Hören etwas süßlich, mutet da ihr Song an. Doch scheint das Doppelbödige, die dabei reduzierte und zugleich klangschön raffinierte Beschäftigung mit, auch politischen, Themen der jungen Songschreiberin perfekt zu liegen. Der Song hat Tiefe, ist einprägsam und wird von ihrer hellen, aber farbenreichen Stimme getragen. Schade nur, dass sie den Gitarrenpart nicht selbst eingespielt hat, wenngleich sie das Instrument eigentlich spielen kann.
Ihr musikalisches Verständnis, das offenbar mehr auf Reinheit und Ehrlichkeit als große Show setzen will, ist die eine Seite, die andere eine große Verehrung für die Kunst der US-amerikanische Country-Pop-Musikerin Taylor Swift, sagt sie uns. Durch deren Gesang, aber auch Persönlichkeit sei sie zum Songschreiben gekommen; Swift habe großen Einfluss auf ihre Musik.
Wenngleich Bella ohne Musik nicht leben kann, wie sie betont, ist indes noch gar nicht so klar, wohin sie ihre beruflichen Pläne verschlagen werden. Sie hat großes Interesse an Natur, hatte mit dem Gedanken gespielt ein Freiwilliges Ökologisches Jahr einzulegen, möchte viel Reisen, Menschen und Orte kennenlernen – ganz typisch für junge Menschen in ihrem Alter nach der Schule. In dieses Bild passt auch, dass sie noch nicht weiß, was sie nach der Schule machen möchte oder wird. Musik sei ein schwieriges Pflaster, man brauche neben viel Arbeit und Talent auch Glück; und darauf verlassen scheint sie sich nicht zu wollen. Ihr Debüt wird sie im Rahmen von „Kultur findet Stadt(t)“ am 15. Juni auf der Bühne am Willy-Göldenbachs-Platz haben. Nicht allein, mit Gitarrenbegleitung.
Bella ist schon jetzt eine reflektierte junge Frau, die sich viele Gedanken um die Welt, um die Musik macht und gewiss ihren Weg gehen wird.