Kunst Ein historisch wichtiger Nachlass

Kunst und Politik: Diese beiden Dinge sind für Will Cassel in seinem Leben wichtig gewesen. Seine Aufzeichnungen geben interessante Einblicke in das Leben des Künstlers. Übergeben hat er sie nun an das Stadtarchiv.

Krefeld. Notizbücher, Einladungen, Briefe: Mit einer Fülle von Erinnerungen an ein fast schon 90 Jahre dauerndes Leben hat jetzt der Krefelder Künstler Will Cassel das Stadtarchiv bedacht. Seinen sogenannten Vorlass hat er dem Stadtarchiv Krefeld übergeben.

Foto: Dirk Jochmann

Dazu zählen zahlreiche Unterlagen, die vor allem den künstlerischen Prozess erklären. Denn Will Cassel hat die Angewohnheit, seine Gedanken sofort aufzuschreiben: „Wenn ich auf dem Rad durch die Stadt fahre und mir die Ideen klar werden, halte ich sofort an und notiere den Gedanken in dem Büchlein“, erinnert sich Cassel.

Eines dieser Notizbücher liegt im Stadtarchiv auf dem Tisch: Es ist zufälligerweise von 1983. Der Krefelder Appell findet hier seine Erwähnung, denn bis zu diesem Jahr hatten mehr als vier Millionen Menschen ihren Protest gegen die Stationierung von atomaren Raketen unterschrieben.

So ist dieses schwarze Büchlein deutliches Zeichen für die beiden Aspekte im Leben des Künstlers Will Cassel: Ihm geht es immer um Kunst und um Politik. Diese beide Elemente des Lebens sind für ihn untrennbar. Mit den Unterlagen zu diesem Leben, mit seinen Erfahrungen hat sich im Stadtarchiv die Kunsthistorikerin Elena Degemann befasst. Innerhalb von vier Wochen hat sie die Dokumente gesichtet und ein Verzeichnis erstellt. „Das ist das ganze Material, was zu meinen Bildern geworden ist“, sagt Cassel. Insgesamt 190 Verzeichnis-Einheiten wurden erfasst.

Dazu gehört zum Beispiel ein Brief an den Künstler Joseph Beuys oder einer den Komponisten Maurico Kagel — (nicht nur) sie erhielten den „Preis für Demokratie“, abgestempelt mit dem berühmten Gartenzwerg — ein Schreiben an den ehemaligen Bürgermeister Dieter Pützhofen oder an den einstigen Museumsdirektor Paul Wember.

Will Cassel, Künstler

Zu den zahlreichen Notizbüchern kommen auch die Dinge, die Cassel ihnen beigelegt hat: Federn, Blätter, Einladungskarten bilden jeweils einen eigenen Ordner. So sind es circa zweieinhalb laufende Meter Archivgut, über die man sich an der Girmesgath freut. „Dieser Vorlass bereichert das Stadtarchiv sehr. Er ist für die Stadtgeschichte von höchster Bedeutung“, sagt Archivleiter Olaf Richter. Beim Blättern durch die Unterlagen wird der Leser gefesselt: die Schrift ist mal klar und leserlich; manchmal verwischt, manchmal unklar.

Die Zeichnungen assoziativ oder geheimnisvoll — mit der Übergabe all dieser Dokumente hat der Künstler und Lehrer Will Cassel auch die Möglichkeit zur Forschung eröffnet. „Wie war das noch mal? Wie hat Cassel das gesehen? Welchen Einfluss hat er als Lehrer und als Künstler auf die Zeitläufe des 20. Jahrhunderts überhaupt genommen?“, sind nur ein paar der Fragen, die man sich angesichts dieses interessanten Konvoluts stellen kann.

Die nächste Ausstellung im Haus des Künstlers ist vom 13. bis 27. August 2017 geplant. Nähre Einzeleinheiten folgen.