Senioren Eine kleine Dose soll im Notfall zum Lebensretter werden
Krefeld · Der Seniorenbeirat setzt sich für die Verbreitung einer Notfalldose ein. Sie soll in kritischen Situationen erste Informationen über den Gesundheitszustand liefern.
Die Landesseniorenvertretung NRW hat seit einem Jahr eine Innovation in ihrem Programm. Eine spezielle Dose, die in medizinischen Notfällen bei der Erstversorgung von vor allem älteren Menschen Erstrettern wichtige Informationen liefern soll. In Krefeld hat der Seniorenbeirat das Projekt jetzt gemeinsam mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, der Stadt Krefeld und dem ärztlichen Rettungsdienst genauer vorgestellt. Der Seniorenbeirat sieht sich „in der Pflicht, die Senioren proaktiv in allen möglichen Lebenslagen zu beraten und zu unterstützen“, heißt es von Dieter Hormes, Mitglied des Beirates.
Personendaten und Infos zu Allergien und Vorerkrankungen
In der Dose sollen sich im besten Fall sämtliche persönliche Daten, vor allem aber Informationen zu Allergien, Vorerkrankungen, eventuell operativen Eingriffen und Medikamenten befinden. Aber auch Kontaktpersonen können angegeben werden sowie Informationen über Haustiere. Gerade Senioren, die oftmals alleine wohnen, haben niemanden vor Ort, der ihre Krankheitsgeschichte kennt. Durch die Notfalldose weiß der Rettungsdienst bei einem medizinischen Notfall aber in kürzester Zeit über die grundlegenden Dinge Bescheid und kann die richtigen Maßnahmen treffen.
Seit 2014 findet die Notfalldose in Deutschland ihren Weg in die Privatwohnungen – die Nachfrage ist groß. Der „Retter aus dem Kühlschrank“ wird die Dose spielerisch benannt. Damit wird auch sofort deutlich, wo sie zu finden ist: im Kühlschrank. Der grüne Aufkleber (er ist bei jeder Notfalldose dabei) soll an der Wohnungstür und am Kühlschrank angebracht werden, auf die Dose im Kühlschrank aufmerksam machen. Die Ersthelfer wissen dann sofort, wo sie suchen müssen.
Woher die Idee zu diesem Standort kam? 99 Prozent der Haushalte besisitzen laut dem Seniorenbeirat einen Kühlschrank. Durch Sponsoren konnten bisher 2500 Dosen von der Firma Volbert beschafft werden, die kostenfrei verteilt werden. Gespräche mit weiteren Sponsoren laufen. Die Notfalldose kann auch als „To-go-Variante“ mit in den Urlaub genommen werden. Der Rettungsdienst empfiehlt zudem jedem Autofahrer, den kleinen Lebensretter im Auto zu deponieren.
Aufkleber weisen auf die Dose
im Kühlschrank hin
Die Handhabung ist simpel: Das Formular in der Dose wird sorgfältig ausgefüllt. Wichtig ist, dass die Aufkleber in Augenhöhe angebracht werden, je einer an der Haus- oder Wohnungstür und am Kühlschrank. Die Dose kommt in den Kühlschrank.
Bei mehreren Bewohnern sollte jeder ein eigenes Notfallblatt ausfüllen. „Wenn Verwechslungsgefahr besteht, wäre es auch sinnvoll, ein Foto beizufügen“, meint Monika Weichelt, Mitglied des Seniorenbeirats.
Auch André Wiegratz, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, ist mit dabei. Für ihn ist die Notfalldose ein guter Schritt, wenn es um die Erstversorgung von Patienten geht. Und dabei denkt er nicht nur an die über 60-Jährigen, sondern „die Notfalldose ist auch für jüngere Menschen interessant, denn auch ihnen kann etwas passieren“. Nach eigenen Erfahrungen finden zwei Drittel der Rettungsdiensteinsätze in Wohnungen statt.
Smartphone-Apps, auf denen ebenfalls persönliche Informationen gespeichert werden können, haben laut Seniorenbeirat und Rettungsdienst Nachteile gegenüber der Notfalldose. So könnten Informationen auf dem Handy verloren gehen oder durch die Sperrung des Mobilgeräts nicht zugänglich sein.
„Keiner bereitet sich auf den eigenen Notfalleinsatz vor und entsperrt vorher sein Handy oder legt den PIN bereit, damit wir an Infos kommen“, sagt Wiegratz. Das System mit der Notfalldose funktioniere hingegen immer.