Einmal Schulz, zweimal Moral

Es ist noch nicht lange her, da häuften sich die inoffiziellen Anfragen bei IG Metall und DGB. Es waren Mitarbeiter der Firma Wilhelm Schulz, wo Firmen-Patriarch und KEV-Boss Wolfgang Schulz das Familienunternehmen gegen Einmischung von außen abschottete.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Das galt insbesondere für Gewerkschaften, denn eine Mitarbeitervertretung, fand Schulz im Gegensatz zu Teilen seiner Belegschaft, brauche er nicht. Das Argument: man zahle über Tarif und löse seine Probleme selbst. Jetzt hat Schulz mit dem Verkauf seiner Firma samt 350 Mitarbeitern wesentlich größere Probleme geschaffen. Helfen sollen ausgerechnet die Gewerkschaften. Einmal Schulz, zweimal Moral.

Dabei hätte es der gewiefte Geschäftsmann besser wissen müssen. Star-Investor Warren Buffet, und das spricht für die Leistungsfähigkeit der Firma Schulz und ihrer Mitarbeiter, kauft nur Unternehmen, an deren Zukunft er glaubt. Seinen Managern vor Ort lässt Buffet dabei in der Regel freie Hand. Das ist kein Geheimnis, ebenso wenig wie, dass die Amerikaner eine andere, wesentlich härtere Philosophie des Umgangs pflegen. Also war Schulz entweder froh, endlich einen finanzkräftigen Käufer für seine Firma gefunden zu haben und konnte dunkle Vorahnungen verschmerzen — oder er war tatsächlich so naiv zu glauben, es geht so weiter wie gewohnt.

Beide Varianten taugen nicht zum Kompliment.

Der Ton in der Firma ist dem Vernehmen nach eine Katastrophe, Schulz, seine Führungscrew samt Sohn Luca sind geschasst. Ein Betriebsrat soll her.

Es ist halt alles eine Frage der Perspektive.