Krefeld Eisenbahn-Geschichte: Erst kam die Bahn, dann die Bahnhöfe

Mit der Entwicklung der Eisenbahnrouten ging der Bau von Bahnhofsgebäuden einher. Mal waren sie eher schlicht, mal repräsentativ. Die WZ erinnert an die Entstehung.

Foto: Der Oberbürgermeister, Stadtarchiv Krefeld

Krefeld. Krefelds Bahnhöfe haben Geschichte — von der heute manchmal nur Überreste Zeugnis geben.

Der Bahnhof Krefeld-Linn liegt an der Strecke Osterath — Essen der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft, die im Juli 1863 die Konzession bekam. Am 1. September 1866 wurde die Strecke eröffnet, wobei viele Bahnhöfe noch nicht fertiggestellt waren. Mit Hochdruck baute man an den Gebäuden. Bei manchen Stationen gab es nur Aufschüttungen und keine Bahnsteigkanten. Selbst eine Bretterbude zum Unterstellen war nicht vorhanden.

Linn, das 1901 nach Krefeld eingemeindet wurde, womit die Stadt direkten Zugang zum Hafen bekam, erhielt 1907 ein prachtvolles Empfangsgebäude. Es war entstanden, als die Höherlegung des Bahndamms gelungen war. Ab 1903 war daran gebaut worden, teilweise setzte die Baufirma 1000 Arbeiter ein. Das Bahnhofsgebäude am Linner Platz liegt im Dornröschenschlaf und vergammelt. Für die zwei Zusteigemöglichkeiten nach Krefeld/Mönchengladbach und Duisburg wurden ein Pavillon errichtet und die Gleise angehoben. Die Deutsche Bahn versucht bislang vergeblich, das Gebäude zu veräußern.

Der kleine Zwischenbahnhof Forsthaus liegt mit zwei Gleisen an der Bahnstrecke, die von Duisburg-Ruhrort nach Mönchengladbach führt. Sie wurde 1866 von der Bergisch- Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet. Das 1880 entstandene Empfangsgebäude liegt noch immer im Wald, wird jedoch von der Deutschen Bahn AG nicht mehr genutzt. Der frühere Güterschuppen ist verschwunden. Da, wo der Bellenweg die Schienen kreuzt, parken werktags die Wagen der Pendler. Vom Bahnhof Forstwald erreicht man innerhalb von fünf Minuten den Krefelder Hauptbahnhof. In der Gegenrichtung nach Anrath dauert es auch nicht viel länger. Ein Ärgernis sind die manchmal lange vor dem Erscheinen der Züge herabgelassenen Schranken. Eine Folge des Abbaus der ortsnahen Stellwerke. Die Steuerung erfolgt aus Duisburg.

Das ehemalige Bahnhofsgelände liegt seit der kommunalen Neuordnung 1975 vollständig auf Duisburger Gebiet. Der heutige Haltepunkt zwischen Uerdingen und Rheinhausen mit Namen Krefeld-Hohenbudberg-Chempark ist für die Pendler zum Chemiepark wichtig. Im Jahr 1927 hatte sich das Dorf Hohenbudberg der Stadt Uerdingen angeschlossen und wurde damit 1929 ein Teil der Stadt Krefeld.

Der erste Haltepunkt zwischen Uerdingen und Kaldenhausen war 1905 in Betrieb genommen worden. Er lag an der Friedensstraße und verfügte zeitweise über ein Stationsgebäude. Im Jahr 1961 erwarben die Bayerwerke die stillgelegte Strecke zur Werkserweiterung. Als Ersatz wurde der noch jetzt bestehende Haltepunkt eingerichtet.

Den Namen Hohenbudberg trug auch der 1896 entstandene Aufstellungsbahnhof, der 1901 erweitert und zum wichtigsten linksrheinischen Rangierbahnhof wurde. Als im Jahre 1918 ein zweiter Ablaufberg hinzukam, wurde Hohenbudberg als Verschiebebahnhof bezeichnet. Der Bahnhof verfügte über ein Bahnbetriebswerk und eine Wagenreparaturhalle. In seiner Nachbarschaft standen sogenannte „Schlafhäuser“ für die Lokführer, Heizer, Bremser und Weichensteller. Noch 1982 zählte man täglich 2500 Güterwagen, die hier umgekoppelt wurden. Wolfgang Hermanns, Küster von St. Matthias und in Hohenbudberg geboren, kann sich noch lebhaft an den immerwährenden Krach erinnern.

Ab 1983 wurde der Rangierbahnhof erst in einen Knotenpunktbahnhof umgewandelt und später schrittweise zurückgebaut. Die modernen Loks machten das Rangieren einfacher und somit konnte man auf die Gefällstrecken verzichten. Heute gibt es hier einen Gewerbepark (Logport 3) und eine forensische Justizvollzugs-Klinik. Von den Anlagen existiert nur noch die denkmalgeschützte Wagenhalle, in der zeitweise Diskotheken beheimatet sind.

Fischeln hat keinen Zugang zum Eisenbahnnetz und doch einen Bahnhof? Es ist der Haltepunkt der Schnellbahn Krefeld-Düsseldorf, die allgemein nur „K-Bahn“ genannt wird, an der Straße Hees. Die Straßenbahnstrecke von der Haroldstraße in Düsseldorf bis zum Ostwall/Ecke Rheinstraße in Krefeld ist 1898 eröffnet worden. Die neue Linie fand sogar international Anerkennung, führte sie damals als einzige europäische Kleinbahn auch Güterwagen. Wolfgang Müller, jahrelang Vorsitzender des Fischelner Bürgervereins, weiß, wie sich die Fischelner helfen, wenn sie „mit dem Zug“ fahren wollen. Sie fahren entweder mit der K-Bahn zum Krefelder Hauptbahnhof oder ins benachbarte Osterath, um dort in die „Eisenbahn“ zu steigen. Der aufgegebene Bahnhof der K-Bahn wird inzwischen als Gaststätte genutzt.