Emotionale Debatte um den Abriss des Kammen-Hauses

Düsseldorfer Investor will Platz schaffen für eine neue Schuh-Filiale. Denkmalausschuss diskutiert darüber.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Noch gibt es keine Abriss- und keine Baugenehmigung für das Gebäude Hochstraße 88. Das Haus, das bis Ende letzten Jahres den Juwelier Kammen beheimatete, wurde inzwischen an einen Investor aus Düsseldorf verkauft. Derzeit wird das in der Nachkriegszeit wieder aufgebaute Haus mit den drei markanten Rundbögen unter den drei Sprossenfenstern im Obergeschoss im Inneren entkernt.

Im Gegensatz zum benachbarten Gebäude Nummer 90/92 mit der Thalia-Buchhandlung (früher Modehaus Boecker) steht Nummer 88 nicht unter Denkmalschutz. „Es ist einfach eine Schweinerei, was da passiert“, regt sich Gerda Schnell, Vorsitzende des Denkmalausschusses auf. „Überall in der Welt“, so die SPD-Politikerin, „werde vorgemacht, wie auch hinter Traditionsfassaden moderner Verkauf stattfinden kann. Nur in Krefeld geht das offenbar nicht.“ Das Thema wird auch in der nächsten Sitzung des Ausschusses lebhaft diskutiert werden. Er trifft sich am kommenden Mittwoch um 17 Uhr im Ratssaal in Hüls.

Mit dem Neubau ist das Düsseldorfer RMA-Management (Burggrafenstraße) beauftragt. Geplant ist, dass hier eine Filiale der Schuhkette Tamaris einzieht. Tamaris gehört zur Wortmann Schuh-Holding mit Sitz in Detmold. Was aus der bisherigen Tamaris-Filiale an der Königstraße 87 geschehen soll, ist offen. Ebenso, was aus dem unmittelbar benachbarten Schuhgeschäft an der Hochstraße 86 wird.

In einer nichtöffentlichen Sitzung des Gestaltungsbeirates hatte dieses Gremium aus Politikern, Architekten, Ingenieuren und Designern sich einstimmig für den Erhalt zumindest der Fassade des ehemaligen Juweliergeschäfts ausgesprochen. Zu befürchten sei, dass ein weiteres historisches Gebäude einer gesichtslosen Glasfassade weichen müsste, wie das schon in großen Teilen der Hochstraße der Fall sei. Gerda Schnell: „Alles, was schön ist, wird in Krefeld abgerissen. Das ist bis heute so.“

Projektentwickler Christoph Roehr von RMA Management war am Montag und Dienstag nicht zu sprechen. Er hat jedoch schon kategorisch erklärt, dass ein Erhalt zumindest der historischen Fassade illusorisch sei. Das Haus entspreche nicht den Anforderungen an moderne Verkaufsräumlichkeiten mit großen Schaufensterfronten und hohen Decken.

Auch die Grüne Ratsfrau Heidi Matthias setzt sich für den Erhalt ein. Immerhin sei dieses Gebäude zusammen mit dem wunderschönen Schirmhaus noch eines der ganz wenigen Überreste der Ursprungsbebauung auf der Hochstraße und dürfe nicht auch noch der Abrissbirne zum Opfer fallen. „Überdies würde sich der Bauherr im gesichtslosen Einheitsbrei von Glasfassaden mit großen Werbeflächen ein architektonisches Alleinstellungsmerkmal zu Nutze machen“, betont Matthias.