In drei Jahren Umzug ins Krefelder Ökodorf
Bernd Kaufmann will ein Wohngebiet errichten, in dem ökologisch gelebt wird — mit eigenem Obst- und Gemüseanbau.
Oppum. Was sich noch vor zwei Jahren wie eine sehr ferne Vision anhörte, wird langsam greifbar. Der Oppumer Arzt Bernd Kaufmann hat einen Lebenstraum. Er möchte in einem Ökodorf in Krefeld wohnen. In den vergangenen Jahren konnte er dafür schon Mitstreiter begeistern, insgesamt neun. Drei Kinder sind auch mit dabei. Nun rechnet Kaufmann damit, schon bald den Grundstein für das Dorf legen zu können. Er schätzt, in etwa anderthalb Jahren mit Bau oder Umbau einer geeigneten Immobilie beginnen zu können. Bezugsfertig sollen die Wohnungen dann in drei Jahren sein.
Das Projekt, an dem noch ein Dutzend Mitstreiter arbeitet, soll alternative, ursprünglichere Lebens- und Wohnformen beinhalten. Ursprünglich als „Ökodorf“ betitelt, heißt es jetzt als eingetragener Verein „Nachhaltiges Wohnen in Krefeld“, um damit das „Müsli-Image“ abzulegen, wie der Allgemeinmediziner Kaufmann erklärt.
Die Gruppe habe sich zum Ziel gesetzt, ein innovatives Wohnprojekt in Krefeld zu realisieren. „Gemeinsam ist uns das Bedürfnis nach einer gelebten Nachbarschaft, nach einer Gemeinschaft, in der sich die Menschen gegenseitig wahrnehmen, in ihrer Vielfältigkeit tolerieren und unterstützen“, erklärt Kaufmann.
Nach zahlreichen Besuchen bei ähnlichen Modellen in verschiedenen Städten und einem gemeinsamen Wochenende auf Gut Schirmau haben sich konkrete Strukturen entwickelt, erläuterte der Arzt vor dem Zukunftsforum Agenda 21.
Gesucht wird noch nach einem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück mit oder ohne Gebäude. Aber eine Brachfläche sollte es haben, damit dort künftig Obst und Gemüse angebaut werden können. Mit zum Konzept gehört auch die Kleintierhaltung zum Beispiel von Hühnern. Auch soll nicht jeder ein eigenes Auto haben. Carsharing und gemeinsames Einkaufen seien angedacht. Kaufmann: „Wichtig ist uns die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und eine alltagstaugliche Infrastruktur.“ Sowohl ein Neubau als auch der Umbau einer Immobilie wie zum Beispiel eines Bauernhofes oder eine Kombination aus beidem seien dabei vorstellbar.
Geplant sind 20 bis 25 Wohneinheiten mit privaten Bereichen für alle Bewohner. Veränderungen der Lebensumstände sollen bei der Planung mit einkalkuliert werden. Offen stehen soll das Modell auch alten Menschen, zum Beispiel in einer Wohngemeinschaft, Menschen mit Behinderungen und Menschen mit geringen finanziellen Mitteln. Dazu kämen verschiedene Einrichtungen, die der gesamten Gemeinschaft zur Verfügung stehen. Dazu gehören unter anderem eine Werkstatt und Kleintierhaltung.
Grob kalkuliert wird mit Kosten in Höhe von fünf Millionen Euro gerechnet. Der Verein sucht weitere Aktive, die sich mit „Spaß, Arbeit und Kapital“ in eine eventuell zu bildende Genossenschaft einbringen könnten.
Kaufmann betont die vielfältige Unterstützung, die das Projekt unter anderem von der Stadtverwaltung, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG), von den BUND-Naturschützern und der Lebenshilfe bekommt.