Energie heute: E-Auto mit eigenem Solarstrom laden

Die Verbraucherzentrale erklärt, wie Photovoltaik funktioniert, was sich für Hausbesitzer lohnt — und was nicht.

Foto: Dirk Jochmann

„Fast jeder zehnte Hausbesitzer will ein Elektroauto kaufen, mehr als 90 Prozent wollen auch eine Photovoltaikanlage anschaffen“, zeigt Energieberater Günther Rabe von der Verbraucherzentrale (VZ) NRW den aktuellen Trend auf. Grund genug, um mit der Aktion „Sonne im Tank“ die Verbraucher in Krefeld über den Stand der Technik und die wirtschaftlichen Voraussetzungen zu informieren, ergänzt die Krefelder VZ-Leiterin Elisabeth Elsner. „Es herrscht noch viel Unwissenheit, der wir mit gezielter und vertrauensschaffender Kommunikation vorbeugen wollen.“

Hausbesitzer, die vom Benziner oder Diesel auf ein E-Auto umsteigen wollen, sollten auf jeden Fall auch über eine eigene Solarstromanlage auf dem Hausdach nachdenken, empfiehlt Rabe. „Mit Solarmodulen wird das Hausdach zur Stromtankstelle für saubere und günstige Energie.“ Das habe außerdem den Vorteil, dass man Strom für den Haushalt und für das Auto erzeugen und den restlichen Strom ins öffentliche Netz einspeisen kann.

Schließlich liefere eine solche Anlage mehr Strom als ein Privatwagen üblicherweise verbraucht. Die Herausforderung bestehe darin, auf der Straße und im Haushalt möglichst viel eigenen Strom selbst zu nutzen. Je weniger Netzstrom man zukaufen muss, desto unabhängiger wird man von der Preisentwicklung.

Elisabeth Elsner, Leiterin der Verbraucherzentrale Krefeld

Oft passen die Ladezeiten eines E-Autos vor allem bei Berufspendlern nicht zu den Sonnenzeiten. Steht der Wagen erst am Nachmittag wieder an der Ladestation, sind die meisten Sonnenstunden schon vorüber. Dann muss teurer Netzstrom geladen werden, der zudem aus einem Strommix mit größeren Anteilen fossiler Energie besteht und wenig umweltfreundlich erzeugt wird.

Der Eigenverbrauch des Stroms aus der Solaranlage sei allerdings grundsätzlich wirtschaftlicher als die vom Gesetzgeber mit derzeit 12,2 Cent pro Kilowattstunde vergütete Einspeisung ins Netz.

Um mehr Sonne in den Tank zu bekommen, sei zu überlegen, ob man einen Batteriespeicher zwischenschalten soll, sagt Rabe. Ohne Speicher steht die saubere Energie nur bei Tageslicht zur Verfügung. Auf diese Weise sei ein Solarstromanteil von im Idealfall 70, in Realität eher von 50 Prozent, im E-Auto erreichbar.

Der Experte schränkt weiter ein: „In Deutschland wurde die Speicherentwicklung 20 Jahre lang verschlafen. Ein gebräuchlicher 5-Kilowattstunden-Speicher kostet zwischen 4000 und 5000 Euro und ist in etwa so teuer wie eine Solaranlage.“ Auch der Haltbarkeit von Speichern seien Grenzen gesetzt. Außerdem fallen derzeit die Preise, so dass man einen Speicher auch später noch nachrüsten könne.

Auf jeden Fall braucht man eine Ladestation beim Haus oder in der Garage. Rabe empfiehlt zwei Varianten — entweder mit 11 oder 22 Kilowatt Leistung. Für beide „Wall-Boxen“ gebe es NRW-Fördermittel mit 30 Prozent Abschlag auf den Preis, der für eine Box bei 2000 Euro liege. Schneller geht das Laden mit der leistungsstärkeren Station. Mit der kleineren Version dauert es zwar länger, aber es kommt mehr Strom in den Tank. Es sind Reichweiten bis zu 200 Kilometern möglich. Der Auto-Akku muss über eine entsprechende Ladeleistung verfügen. Rabe ist Realist: „Die Systeme sind derzeit noch nicht geeignet, um Reichweiten von 400 Kilometern zu erzielen, sind damit nicht langreisetauglich, sondern eher im Stadt- und Nahverkehr einzusetzen — zumal die Ladezeiten noch zu lang sind.“

Die Verbraucherzentrale rät, bei der Auslegung einer Solaranlage alle wichtigen Parameter zu berücksichtigen. Minimum sollte ein Kilowatt Nennleistung pro 1000 Kilowattstunden Jahresstromverbrauch sein. Das Dach sollte für die Solarmodule nach Süden oder in Ost-/Westrichtung ausgerichtet sein und eine ausreichend große Fläche für die Solarmodule haben.

Für die Nutzung von Autostrom sind die Fahrleistung und die tagesbedingte Ladezeit wichtig.

Günther Rabe hat mit seinem privaten Solarsystem bislang gute Erfahrungen gemacht. „Photovoltaikanlagen verfügen über eine vernünftige und wirtschaftliche Technik, sind weitgehend wartungsfrei und nicht anfällig gegen Reparaturen. Meine beiden Systeme arbeiten bisher problemlos, das erste schon seit 2006.“