Pandemie Der Krisen-Koordinator für die Corona-Pandemie

Krefeld · David Nowak baut die personellen und technischen Kapazitäten im Gesundheitsamt aus – und denkt auch schon an die Zeit nach Corona.

Mit System die Corona-Pandemie bekämpfen: David Nowak ist seit Mitte Oktober Krisenkoordinator im Gesundheitsamt.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

David Nowak ist seit Mitte Oktober Krisen-Koordinator für Corona im Fachbereich Gesundheit. Mitten in einer der schwersten Krisen für die Bevölkerung seit 1945, will der 38-Jährige den städtischen Gesundheitsbereich zukunftsfähig machen. Das sei nach Jahren der Vernachlässigungen bitter nötig, wenn die Krefelder so gut wie möglich durch die Pandemie kommen sollen. Personelle Verstärkung und bessere IT-Ausstattung habe er schon ermöglicht, unterstützt von Oberbürgermeister, Stadtdirektor und der neuen Umweltdezernentin Sabine Lauxen. „Das ist das Fundament, wie es gelingen kann“, sagt Nowak in seinem Büro im Gesundheitsamt.

Ebenso wie ein Teil der Mitarbeiter, die Infektionsketten zurückverfolgen und mögliche Infizierte persönlich anrufen, pendelt auch Nowak zwischen Homeoffice und Amt. Während die Verwaltung über den Jahreswechsel Betriebsferien hatte, war das Gesundheitsamt im Dienst. Unter anderem auch wegen der stark genutzten Telefon-Hotline. „Viele Menschen haben Angst und sind in Sorge“, sagt Nowak verständnisvoll.

Die will er ebenso mitnehmen durch die Krise, wie seine Mitarbeiter, deren Einsatz und Engagement er immer wieder lobend betont. 15 Leute arbeiten derzeit von zu Hause aus, sieben bis zehn sind im Amt. „Home-Office war zu Beginn meiner Arbeit hier ein schwieriges Thema, deshalb habe ich mich dafür eingesetzt, die notwendigen Strukturen dafür zu schaffen“, so Nowak. Für die Feiertage hatte er kurzerhand Laptops und Handys bestellt, damit die Mitarbeiter auch von zu Hause aus weiter arbeiten konnten.

„Das war ein Quantensprung“, sagt Nowak. Auch die dazugehörige digitale Unterstützung für das Kontaktpersonenmanagement wurde eingeführt. Bis dahin hatten die Mitarbeiter in Exel-Tabellen gearbeitet, die Daten im Büro in den PC eingegeben. Das funktioniere, aber komfortabler und transparenter sei die neue IT-Lösung „Sormas“, unter Leitung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und unter Beteiligung des Robert Koch-Instituts (RKI), die auch vom Bundesministerium für Gesundheit den Gesundheitsämtern empfohlen wird. „Das ist für uns zwar nicht weniger Arbeit, aber sie ist für alle transparenter.“ 

Während die ärztliche Fachexpertise von der Leitung des Gesundheitsamtes, Dr. Agnes Court, beigesteuert wird, kümmert sich Nowak um die Strukturen. „Als ich hier angefangen habe, habe ich zuerst einmal mein eigenes Büro entrümpelt“, erzählt Nowak, um Platz für Besprechungen mit Mitarbeitern zu schaffen. 

„Jetzt herrscht hier frischer Wind“, so Nowak. Frischer Wind, den auch die Mitarbeiter spürten. Frank Meyer hätte ihm den Posten nicht angeboten, wenn er nicht davon überzeugt wäre, dass Nowak der richtige Mann dafür ist. Er habe den Blick von oben darauf, sei an den Aufgaben in der Verwaltung, bei der er seit 2009 fest angestellt ist, gewachsen. Und er berücksichtige einen Rat des verstorbenen früheren SPD-Fraktionschefs, Ulrich Hahnen: „Du musst entscheiden, auch wenn von zehn Entscheidungen zwei vielleicht falsch sind, sind die anderen acht dafür richtig.“ Dazu gehöre Mut und Vertrauen in das eigene Handeln.

Dass der studierte Theologe beides hat, davon zeugt sein Schritt in jungen Jahren, den eigenen Lebensentwurf über Bord zu werfen. 1982 im polnischen Klodzko (Glatz) geboren, zog er mit seiner Familie sieben Jahre später nach Krefeld. „Krefeld ist meine heutige Heimatstadt“, sagt er ohne Pathos. Er besuchte die Mariannenschule, seine Lehrer förderten ihn und er machte sein Abitur auf dem Ricarda-Huch-Gymnasium. Mit 17 Jahren klopfte er bei Dirk Plaßmann im Fraktionsbüro der SPD im Rathaus an, auf der Suche nach einem zweiwöchigen Praktikumsplatz. Den bekam er, und knüpfte damit ein enges Band zur Stadtverwaltung Krefeld. Doch zunächst studierte er katholische Theologie in Bonn und Breslau. Das Priesteramt war eigentlich sein Ziel. Doch dann verliebte er sich in eine Mitstudentin, seine heutige Frau – und warf seinen Lebensentwurf über Bord.

Nach dem Studienabschluss arbeitete er in Düsseldorf für eine Immobilienberatungs-Plattform, bis ihn ein Anruf aus dem SPD-Fraktionsbüro im Krefelder Rathaus erreichte, ob er nicht dort fest arbeiten wolle. Er wollte. Von dort wechselte er als OB-Referent an die Seite von Frank Meyer, den er seit Jahrzehnten kennt. Und der ihn. Als der im Hinblick auf die Arbeitslosenzahlen in Krefeld einen Arbeitsmarkt-Koordinator als Ansprechpartner auf Stadtseite brauchte, war rasch klar, wer das sein müsste: David Nowak. Das war im Sommer 2019.

Nur wenige Monate später bestimmte der Virus SARS-Co-2 das Leben aller – und es gab erneuten Handlungsbedarf. Diesmal im Gesundheitsamt. „Es gab hier massive Strukturprobleme“, erzählt Nowak, darunter litt letztendlich auch die Arbeit. Er verlangte mehr Mitarbeiter und bessere Arbeitsbedingungen. Statt 44 arbeiten heute 84 Mitarbeiter dort. „Zunächst mit einem für ein Jahr befristeten Vertrag.“ Nowak hofft, dass im nächsten Sommer wieder ein Stück von Normalität lebbar ist und die Pandemie dann nur noch nachgearbeitet werden muss. Beispielsweise durch einen neuen Katastrophenplan für Krefeld.

Aber auch die Zukunft hat er im Blick. „Ich stelle mir statt des Gesundheitsamtes ein Gesundheitshaus in Krefeld vor, mit nachhaltigen Projekten für Kinder, Themenschwerpunkten wie Bewegung, Ernährung und Schutz vor Infektionskrankheiten.“ Das biete auch eine langfristige Perspektive für die befristeten Stellen. Wie schon als Jugendlicher, noch mit dem Ziel, Priester zu werden, möchte er das Leben gestalten und für die Menschen in seiner Heimatstadt da sein. Das ist in der Kirche, in der Politik ebenso wie in der Stadtverwaltung möglich – und somit sein neuer Lebensentwurf kein Widerspruch zu seinem ursprünglichen.