Erstmals ist das Fasten körperlich zu spüren
Nichts zu trinken, fällt Fatik Keskin sehr schwer. Umso größer ist die Dankbarkeit beim Fastenbrechen.
In der ersten Woche haben die Fastentage super geklappt. Bisher schienen die körperlichen Reserven auszureichen. Jetzt habe ich das Fasten jedoch erstmals auch körperlich bemerkt. Nicht nur dass es recht warm war. Ich war um 10 Uhr etwas unausgeschlafen beim Fußballspiel meines Sohnes.
Zum Glück konnte ich von einem Schattenplatz das hart erkämpfte 6:6 verfolgen. Zu Hause angekommen habe ich mir zunächst nichts dabei gedacht, im Garten zu arbeiten. Es muss ja schließlich immer etwas gemacht werden. Schon um 14 Uhr waren mein Mund aber trocken und der Kopf warm. Ich habe mich wohl überschätzt. Der Tag war körperlich für mich auf alle Fälle gelaufen.
Aber was mache ich jetzt die übrigen siebeneinhalb Stunden? Kühle Räume aufsuchen, Nickerchen, mit den Kindern etwas spielen? Die Zeit verging deutlich langsamer als sonst. Hunger? Fehlanzeige! Es geht nur um das Trinken.
WZ-Serie
Ramadan-Tagebuch
Um 18 Uhr besuche ich meine Schwester zusammen mit meiner Tochter und bringe frische Minze mit. Meine Schwester kann mir die heutige Erschöpfung am Gesicht ablesen. Aber es gibt nichts zu bedauern, alles freiwillig. Mittlerweile ist es 20 Uhr. Ich helfe bei der Vorbereitung für das Fastenbrechen mit, so verrinnt die Zeit noch etwas schneller. Und endlich ist es 21.40 Uhr. Der erste Schluck Wasser, besser gesagt die ersten zwei Gläser.
Mein Hals beruhigt sich, meine Erschöpfung ist schlagartig weg. Wir danken Gott für die Gaben an unserem Tisch. Meine Gedanken sind aber auch bei den Menschen, die auch zu dieser Uhrzeit kein Wasser haben.
Es muss furchtbar sein, Hunger und Durst ohne Aussicht auf Hilfe zu erleiden. Im Ramadan setzen wir uns mit diesen Gedanken bewusst auseinander. Es soll uns dabei helfen, auch mit den kleinsten Gottesgaben dankbar und zufrieden zu sein. Einem Glas Wasser zum Beispiel.