Fastenbrechen mit guten Freunden
Sümeyye Okuyucu fastet während des Ramadan und berichtet, wie sie die Zeit wahrnimmt.
Der heutige Tag ist gut geplant. Es ist langes Wochenende. Das bedeutet,wir können ein wenig länger schlafen. Das Frühstück am Wochenende ist für die nächsten Wochen gestrichen. Ich stehe auf und erledige den Haushalt. Das Wetter ist sehr schön. Es wird heute warm. Hoffentlich bleibt die Wohnung kühl, wünsche ich mir innerlich. Ich habe nämlich vor, ein Video zu drehen.
Seit einigen Wochen habe ich meinen Youtube-Kanal „Badem Delights“ vernachlässigt. Heute habe ich ja viel Zeit. Kein Stress mit Kochen oder damit, überhaupt Essen zuzubereiten. Wir sind nämlich eingeladen. Bevor ich aber mit all diesen Sachen anfange, tue ich was Wichtigeres. Zunächst bete ich das Mittaggebet. Im Anschluss lese ich 20 Seiten aus dem Koran. Wieder fällt mir ein Vers auf. „O die ihr glaubt, seid Wahrer (der Sache) Allahs als Zeugen für die Gerechtigkeit. Und der Haß, den ihr gegen (bestimmte) Leute hegt, soll euch ja nicht dazu bringen, daß ihr nicht gerecht handelt. Handelt gerecht.“ Klar passiert mir auch Ungerechtes. Man zweifelt an meinen Kompetenzen und Möglichkeiten, weil ich ein Kopftuch trage. Eine Art der Ungerechtigkeit.
WZ-Serie
Ramadan-Tagebuch
Ich widme mich wieder den weltlichen Dingen. Mein Mann baut mein Equipment für mein Video auf. In meiner Freizeit mache ich Backvideos und veröffentliche sie auf Youtube. Heute backe ich einen leckeren Butterkekskuchen mit Zitrone. Während der Kuchen auskühlt und ich eine Pause einlege, nutze ich diese Zeit, um noch ein bisschen im Koran zu lesen. Wenn ich nicht gefastet hätte, würde ich vor dem Fernseher naschen. Es fühlt sich gut an und ich fühle mich erfüllt. Der Videodreh ist nun vorbei. Als ich den Kuchen aus der Form löse und ein wenig Sahne an mein Finger kommt, will ich es naschen. Mir fällt ein: ich faste. Schnell Finger unters Wasser halten und sauber machen.
Ich schneide mein Video und will es hochladen, als mir auffällt, dass wir schon 20 Uhr haben. Schnell mache ich mich fertig. Das Video bleibt geschnitten, aber nicht hochgeladen. Eine halbe Stunde vor dem Fastenbrechen kommen wir in Köln an. Unsere Freunde aus Bielefeld sind auch. Wir haben uns alle seit langem nicht gesehen. Gemeinsam wird der Tisch gedeckt. So vergeht auch die Zeit schneller.
Der Muezzin ruft um 21.30 Uhr zum Gebet. Mit einer Dattel brechen wir das Fasten. Zunächst beten wir das Abendgebet. Danach wird gemeinsam gegessen. Unsere Freunde haben lecker gekocht. Bevor wir starten, machen wir noch ein Erinnerungsfoto. Nach dem Essen kommen die Nachspeisen: Die Nacht wird lang, sagen wir uns. Wir verabschieden uns um 2.30 Uhr. Zu Hause angekommen, lade ich mein Video hoch. Es ist schon 4 Uhr morgens. Gegessen wird nicht mehr. Ich bin mit meinem Tag zufrieden und glücklich.