Von der Playstation auf das NBA-Parkett
Patrick Wende ist als Basketballer auf dem Feld und an der Konsole erfolgreich. Nach einem Scouting-Turnier träumt er nun von den USA.
Ganz so groß und ganz so blond wie sein Idol Dirk Nowitzki ist Patrick Wende nicht. Mit einer Größe von 1,92 Metern fehlen ihm 19 Zentimeter zu dem besten deutschen Basketballer der Geschichte. Den Traum von der NBA, der besten Liga der Welt, hat er aber dennoch. „Es hört sich vielleicht komisch an, aber mein Ziel ist, mit dem Basketball Geld zu verdienen“, sagt Wende — und kann sich dafür den echten sowie den virtuellen Basketball vorstellen.
Derzeit ist der 19-Jährige, der auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz als Fachinformatiker ist, vor allem als eSportler erfolgreich. Die Basketballer von Bayern München haben die Kraft des wettbewerbsmäßigen Zockens für sich erkannt und stellen derzeit ein Team für die Basketball-Simulation NBA2k zusammen. Und Wende war einer der Kandidaten.
Patrick Wende zu seinen Trainingszielen.
Gemeinsam mit seiner Mutter reist er am Samstag von Krefeld nach München. Am Abend sind die beiden zum Play-off-Spiel der Bayern gegen Meister Brose Bamberg eingeladen, am Sonntag wird es dann ernst: Mit vier zufällig zusammengewürfelten Teamkolllegen nimmt Wende an dem Scouting-Turnier teil, jeder Teilnehmer steuert einen Spieler.
„Ich bin Shooting Guard, wie im echten Leben. Da bleibe ich mir treu“, sagt Wende. Michael Jordan beispielsweise war Shooting Guard, etwas größer als der Aufbauspieler, stark im Abschluss. „Ich habe nicht die Technik für den Aufbau — und bin zu klein für alles andere“, sagt der Inrather mit einem Schmunzeln.
Im Turnier läuft es trotz der Tatsache, dass zwei seiner vier Mitspieler nicht gekommen sind, erst mal rund. Bis ins Halbfinale kommt Wende mit seinem Team, dann wird einer der Leihspieler ausgetauscht, das Finale erreichen die Gegner. Auch bei der Jury-Auswahl der acht Spieler für den Bayern-Kader geht Wende leer aus. „Ich habe gehört, dass ich Zweiter bei der MVP-Wahl geworden bin“, sagt Wende. Wäre er bei der Fan-Wahl des Turniers, das live auf den Plattformen Facebook, Twitch und beim Kicker ausgestrahlt wurde, zum wertvollsten Spieler gekürt worden, wäre er noch ins Team gerückt. „Aber gut, kann man nicht ändern.“
Eine Karriere als eSportler könnte sich Wende weiter vorstellen. Wichtiger ist ihm allerdings der „echte“ Basketball. Derzeit spielt er in der vierten Liga bei den Shots Kaarst Büttgen und trainiert die U14 beim SC Bayer 05 Uerdingen. Und im kommenden Jahr will er sich den großen Traum erfüllen, und beim sogenannten Draft in der NBA vorzuspielen.
Sprints, Sprünge, Koordinationsübungen, alles ist in den Tagen im Mai 2019 in den USA dabei, die Kandidaten werden einmal komplett gescannt. „Mein Schwachpunkt ist die Athletik“, gibt Wende, der viermal die Woche im Verein und zudem noch täglich selbst trainiert, zu. „Und ich muss noch sehr viel Muskelmasse zulegen.“ Mit derzeit 85 Kilogramm wäre er für die besten Spieler der Welt noch leicht aus dem Weg zu räumen.
Beim Draft geht es Wende aber nicht darum, direkt in die NBA zu kommen. So vermessen ist er nicht. „Aber dort sind Scouts aus der ganzen Welt. Vielleicht kann ich ja die Spanier oder Chinesen auf mich aufmerksam machen.“
Für Wende gibt es also drei Optionen: Die „normale“ Karriere als Fachinformatiker, das Ziel, es als eSportler zu schaffen sowie der Traum vom Profi-Basketball.