Facebook schützt Judenhetzer

Die Krefelderin Katrin Meyer-Eberhard hat am Montag ein Profil gemeldet und eine bemerkenswerte Antwort erhalten.

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Foto: Kay Nietfeld

Krefeld. Katrin Meyer-Eberhard ist das, was man einen „Poweruser“ nennen kann. Einen Vielnutzer. Regelmäßig unterwegs auf Facebook, oft im Austausch mit Netzwerkpartnern. Aus Krefeld und darüber hinaus. Dabei beweist die berufstätige Familienmutter einen guten Humor. Soweit nichts Ungewöhnliches. Wenn’s um Hatespeech geht, also üble Beleidigungen und Hetze im Netz, ist sie allerdings konsequenter als das Gros der Facebookgemeinde. Erst am Montag hat sie einen Nutzer bei Facebook gemeldet, der Juden den Gastod wünschte. Ein Kampf gegen Windmühlen. Facebook greift durch, indem es rät, den Judenhetzer zu blocken. Sehr ernüchternd, findet die Krefelderin.

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Meyer-Eberhard beweist eine Form der Zivilcourage, die das amerikanische Imperium ad absurdum führt. Konkret heißt es in der Standard-Antwort: „Vielen Dank für deine Meldung. Es war richtig, uns das mitzuteilen. Wir haben uns das von dir gemeldete Profil angesehen und festgestellt, dass es gegen keinen unserer Gemeinschaftsstandards verstößt, verstehen aber, dass das Profil bzw. dort geteilte Inhalte dich trotzdem beleidigen.“ Im Netz reagieren die Kontakte von Katrin Meyer-Eberhard mit Unverständnis, im wahren Leben auch. Sie sagt: „Das ist schlicht nicht zu verstehen. Bei Fremdenhass und dergleichen, und das ist alltäglich in sozialen Netzwerken, kommt mir die Galle hoch. Es ist selbstverständlich, solche Posts zu melden. Aber Sie sehen ja, was dabei herumkommt.“

Was Facebook nicht interessiert, bringt dafür das Landeskriminalamt auf den Plan. „Ich bin auf den Post über die Seite eines Freundes aufmerksam geworden, der mit dem Profil dieses Menschen verbunden war. Das ist kein Fakeprofil, das Landeskriminalamt hat bereits Kontakt aufgenommen.“ Sie selbst sei auch mehrfach unschön angegangen, sogar offen bedroht worden. „Das richtete sich sogar gegen meine Kinder. Grenzen gibt’s im Netz kaum.“ Aber sie werde sich nicht einschüchtern lassen. „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und ich finde, dass wir hier alle Verantwortung tragen.“ Heißt: Beim Netzbetreiber melden und Strafanzeige stellen.

Hatespeech in der virtuellen Welt verändert das wirkliche Leben. Erst im Dezember ist der Bocholter SPD-Chef Thomas Purwin aus Angst um seine Familie zurückgetreten. Kürzlich befasste sich die Grünen-Abgeordnete Renate Künast bei ihrem Krefeld-Besuch mit der Problematik. „Wir müssen in Schulen darüber reden und als Erwachsene Vorbilder sein“, fordert sie. Als das Netzwerkdurchsuchungsgesetz von SPD-Minister Heiko Maas jetzt im Bundestag abgesegnet wurde, enthielten sich die Grünen. Das Gesetz gehe nicht weit genug, beschränke sich aufs Löschen von Kommentaren und sichere nicht die Strafverfolgung.