Fauler Hartz-IV-Bezieher ist für Jobcenter ein Klischee
Die Vermittler in Krefeld sehen die Reform positiv und setzen vor allem auf Qualifizierungsmaßnahmen.
Krefeld. Vor zehn Jahren, im Januar 2005, brachte das Kabinett von Gerhard Schröder die Hartz-Reformen auf den Weg. Der Begriff „Hartz IV“ hat heute ein ausgesprochen negatives Image. Kritiker sprechen davon, dass ein Niedriglohnsektor großen Stils entstanden sei. Zwar sei die Arbeitslosigkeit fast halbiert worden, doch der Preis dafür viel zu hoch.
Tavin Lara Turanli, Geschäftsführerin des Jobcenters Krefeld, hält dagegen: „Die Reform hat durchaus Erfolge am Arbeitsmarkt gebracht. Viele unserer Kunden haben einen neuen Job bekommen.“ Die Jobcenter seien sehr leistungsfähige Unternehmen geworden.
Der Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Viersen, Franz-Josef Schmitz, ergänzt, dass die Mitarbeiter unter dem negativen Image litten: „Leider wird die Arbeit im Hintergrund nicht gesehen. Die Mitarbeiter sind mit sehr persönlichen Lebensumständen konfrontiert und müssen dafür Lösungen finden.“ Ganz viele Menschen hätten bei den Jobcentern einen kompetenten Ansprechpartner gefunden. Die Hartz-Reform sei genau der richtige Schritt gewesen.
Tavin Lara Turanli sieht auch die Nachteile der Reform, weist jedoch darauf hin, „dass es sich um ein noch junges Gesetz handelt, das einem Wandel unterworfen ist.“ Und überhaupt sei das Bild, das in der Öffentlichkeit entstanden sei, schief: „Die meisten unserer Kunden sind alles andere als faul.“ Der biertrinkende, rauchende Hartz-IV-Empfänger, der es sich vor dem Fernseher gut gehen lässt und Arbeit tunlichst meidet, sei ein Klischee: „Natürlich gibt es die Leute auch.“ Aber die seien eine verschwindende Minderheit, die sich in Talkshows präsentiere.
„Wir haben in diesen Jahren Finanz- und Wirtschaftskrisen erlebt, die den Arbeitsmarkt prägen,“ meint die operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Krefeld, Evelyn Schotten, und weist auf die Begleitumstände des Gesetzes hin: „Denken sie nur an die vielen Werksschließungen. Auch Krefeld blieb von der Entwicklung nicht verschont.“
Agentur und Jobcenter haben aus den Erfahrungen gelernt und wollen Arbeitslose in erster Linie qualifizieren. Schmitz: „Das ist eine gute Eintrittskarte ins Arbeitsleben.“ 13,7 Millionen Euro sind dafür in diesem Jahr in Krefeld und dem Kreis Viersen eingeplant. Vor allem in der Altenpflege und bei den Berufskraftfahrern ist die Chance groß, nach der Qualifizierung gleich einen Job zu bekommen. Besonders im Blick haben die Vermittler die neuen Zentrallager: „Hier hat die Region Krefeld einen klaren Standortvorteil“, so Schmitz.