Schönwasserpark Fischsterben: Krefelds Angler weisen die Schuld von sich

Die Stadt vermutet, dass Fische „minderer Qualität“ im Schönwasserpark eingesetzt wurden. Anglerverein zeigt sich schockiert.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Wir haben sofort bei der Stadt Alarm geschlagen, als uns die toten Fische aufgefallen sind“, sagt Karl-Heinz Rulf vom Angelsportverein St. Kullian. Das war Ende April. Im Auftrag der Stadt wurden die betroffenen Fische, vornehmlich Brassen und Rotaugen, durch das Landesamt für Natur und Umwelt untersucht. Anfang Juni erhält die WZ auf Nachfrage bei der Stadt folgende Information: „Das Gewässer wird von einem Angelverein bewirtschaftet, der dort augenscheinlich Fische minderer Qualität eingesetzt hat.“ Es werde davon ausgegangen, dass die Fische schon beim Einsetzen die Krankheitserreger in sich trugen.

Jetzt wehrt sich der Angelerverein: „Die Aussage der Stadt ist so nicht richtig. Wir haben keine Fische eingesetzt, sondern einen erfahrenen Züchter beauftragt, der viele Gewässer mit Besatzfischen in Krefeld und Umgebung beliefert“, sagt Karl-Heinz Rulf vom Anglerverein. Mit der zuständigen Stelle beim Grünflächenamt ins Gespräch zu kommen, sei nicht leicht gewesen.

Die Interpretation der vorläufigen Untersuchungsergebnisse durch die Stadt kritisiert Rulf: „Der Parasitenbefall kann nicht der Grund sein. Wenn Fische sterben, finden Sie immer Parasiten. Das gehört zum Verwesungsprozess“, sagt Rulf und präsentiert eine andere Erklärung für das überraschende Fischsterben: „In diesem Jahr war der Winter zu mild. In relativ flachen Gewässern wie hier können die Temperaturschwankungen eklatant sein. Unserer Kenntnis nach wurde Laichverhärtung festgestellt.“

Außerdem sei er sich sicher, dass es sich bei den verendeten Exemplaren um Fische handelt, die nicht vom Lieferanten des Angelsportvereins eingesetzt wurden, sagt Rulf. „Wir haben den Bestand im Auge und sorgen auch dafür, dass sich die Populationen in einem ausgeglichenen Verhältnis entwickeln.“ Der Angler ist froh, dass das Fischsterben aufgehört hat und das feststeht, dass es nicht an der Wasserqualität liegt. Auch aus einem Bericht des Veterinäramts gehe nicht hervor, dass die betroffenen Fische Krankheitserreger in sich trugen.

Die Untersuchungsergebnisse, auf die sich die Stadt zuletzt bezog, habe der Verein auch auf Nachfrage nicht einsehen können. „Es wäre schön, wenn wir uns mit den Verantwortlichen an einen runden Tisch setzen könnten, um den Sachverhalt zu klären und mit der Stadt Lösungen finden, um derartige Situationen zu vermeiden“, sagt Rulf. Wenn erst reagiert werde, wenn die Fische verendet seien, sei ein Entgegensteuern nicht mehr möglich.

Das scheint nötig, da die Stadt auch auf erneute Nachfrage der WZ nicht von ihrem Standpunkt abweicht. Alle vorliegenden Untersuchungsergebnisse deuteten darauf hin, „dass die von dem Fischsterben betroffenen Tiere mit sehr großer Wahrscheinlichkeit schon beim Einsetzen in den See von Parasiten befallen waren“, so Stadtsprecherin Angelika Peters.

Ein ernüchternder Zwischenstand für Rulf und seinen Anglerverein. Gesprächsthemen gebe es auch abseits des Fischsterbens genug. „Algen sind auch ein großes Problem des Gewässers.“ Der Angelsportverein zahlt eine Pacht für den See, räumt achtlos hingeworfenen Müll weg und kümmert sich (wie auch die Stadt) um den Beschnitt des Ufers. Auch Tiere, die man nicht in dem Gewässer vermuten würde, machen den Anglern zu schaffen.

„Wir haben hier auch Schildkröten, die so groß sind, dass sie uns die Fische wegfressen.“ Die seien für fünf Euro in der Zoohandlung erhältlich. „Wenn sie dann immer größer werden und das heimische Aquarium sprengen, werden sie in öffentlichen Gewässern ausgesetzt. Die größte Sorge bereiten uns jedoch die Kormorane, die teilweise von Passanten mit Fisch gefüttert werden und hierdurch jegliche Scheu vom Menschen verloren haben“, sagt Rulf, der betont, dass der Anglerverein trotzdem froh sei, dass die Mitglieder ihrem Hobby im Schönwasserpark nachgehen können.

Das Fischsterben sei auch für sie ein rätselhaftes und trauriges Ereignis. „Wir geben uns mit der Hege und Pflege des Fischbestandes und auch des Gewässers viel Mühe, umso trauriger ist man, wenn ein Teil des Fischbestandes verendet.“ Wie die Stadt hoffte auch die Angler, dass es kein „nächstes Mal“ geben wird. Und, „dass wir und die Stadt dann gemeinsam gegen das Problem ankämpfen“, so Rulf.