Integration „Ein wichtiger Kitt für die Integration“

Das Büro für Flüchtlingskoordination setzt neue Schwerpunkte. Arbeit und Ausbildung rücken verstärkt in den Blickpunkt.

3000 Flüchtlinge leben derzeit in Krefeld. Wie viele sich davon in Arbeit oder Ausbildung befinden, können Schön und Schlimnat nicht sagen.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Doris Schlimnat und ihre Mitarbeiter haben seit dem vergangenen Sommer eine Strichliste geführt: Rund 240 Anfragen von Bürgern pro Monat erreichen das vierköpfige Team der Flüchtlingskoordination (Flüko) der Stadt Krefeld. „Der Bedarf ist also weiterhin da“, betont Schlimnat, die Anfang Januar als Nachfolgerin von Hansgeorg Rehbein die Flüko übernommen hatte.

Dies bot jetzt den Anlass, gemeinsam mit dem zuständigen Beigeordneten Markus Schön eine erste Bilanz zu ziehen: Welche Aktionen sind in diesem Jahr gelaufen? Welche Pläne gibt es für 2019?

Rund 500 Ehrenamtler befinden sich derzeit in der Kartei

„Die schönsten Konzepte nutzen nichts, wenn sie nicht praktisch umgesetzt werden“, betont Schön. Dem Flüko-Team spricht er in diesem Zusammenhang ein großes Lob aus: An der Schnittstelle zwischen Zivilgesellschaft, Verwaltung und Zugewanderten sei die Arbeit hier „ein wichtiger Kitt, der Integration gelingen lässt“. Dazu trügen viele kleine Projekte vor Ort bei, die gemeinsam mit Ehrenamtlern organisiert werden. Rund 500 davon gibt es in der Flüko-Kartei – vor drei Jahren, als besonders viele Flüchtlinge in Deutschland ankamen, waren es bis zu 800.

Die Schwerpunkte der Flüko-Arbeit haben sich seit damals verschoben: Das Organisieren von Möbeln, Kleidung, Unterkunft oder Sprachkursen sowie die Vermittlung von Werten in sogenannten Basis-Kursen steht nicht mehr im Vordergrund – obwohl auch dies weiterhin notwendig ist, da etwa 100 bis 150 Flüchtlinge pro Monat neu zugewiesen werden. Immer stärker rücken aber Arbeit und Ausbildung in den Blickpunkt.

Rund 3000 Flüchtlinge leben derzeit in Krefeld. Wie viele davon genau sich in Arbeit oder Ausbildung befinden, können Schön und Schlimnat nicht sagen: Von den 1700 in städtischen Unterkünftigen seien es vielleicht 15 Prozent, bei denen, die mittlerweile in Wohnungen leben, deutlich mehr.

Die Flüchtlingskoordination versucht, diesen Menschen praktische Hilfen anzubieten. So wird gerade ein Nachhilfe-Center für Berufsschüler aufgebaut, in dem pensionierte Berufschullehrer Förderunterricht anbieten sollen. Eine Mini-Gruppe mit zwei Personen gebe es schon, berichtet Schlimnat, noch in diesem Jahr sollen es mehr werden.

Am Samstag startet ein zweites neues Projekt: Auf Anregung eines Ingenieurs aus Syrien soll es zu einem regelmäßigen Austausch von geflüchteten Akademikern mit deutschen Kollegen kommen. Den Anfang machen Apotheker. Doch auch ein Wendo-Kurs, in dem Frauen Selbstvertrauen und Selbstverteidigungs-Techniken vermittelt werden, gehört zum Angebot.

Im nächsten Jahr könnte es
eine Ausbildungs-WG geben

2019 soll eine „Ausbildungs-WG“ gegründet werden. Wie Doris Schlimnat berichtet, gebe es so etwas zum Beispiel schon im Werra-Meißner-Kreis in der Nähe von Kassel: Eine Gruppe junger Flüchtlinge, die sich in Ausbildung befinden, lebt und lernt drei Jahre zusammen und wird in diesem Zeitraum von ehrenamtlichen Paten betreut. Laut Markus Schön bestehen gute Chancen, so eine WG auch in Krefeld zu gründen.

Der Beigeordnete für Bildung, Jugend, Sport, Migration und Integration kritisiert, dass es zu Abschiebungen während der Ausbildung komme. Seine Hoffnung ist ein neues Zuwanderungsgesetz, damit Menschen, die hier gebraucht werden, dafür auch rechtliche Perspektiven gegeben werden.

Andererseits machen er und Doris Schlimnat aber auch klar, dass Flüchtlingen aus sicheren Herkunftsländern derzeit keine Chance haben, in Deutschland ein Bleiberecht zu bekommen.