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Krefeld · Kaffeewirtschaft, Kurbad, grüne Lunge, Heimat – 1929 kaufte die Stadt Teile des Forstwalds aus Privatbesitz.

Die Damen in züchtigen Textilien: Das Kurbad Waldfrieden lockte in den Forstwald – hier ein Bild, das zwischen 1900 und 1910 entstand.

Foto: Stadtarchiv

Am 1. April 1929 erwarb die Stadt Krefeld von den Erben Gerhard Schumachers den größten Teil des Forstwaldes, ganze 570 Morgen. Die Familie Schumacher, auf dem Gut Groß-Lind im damaligen Kreis Kempen sesshaft, hatte das unfruchtbare Heidegelände erworben und aufgeforstet. Schumacher war ein eifriger Natur- und Gartenfreund und stand mit namhaften Gartenkünstlern in reger Verbindung.

Seine Ideen sind heute noch im Gelände spürbar, bei den Sichtachsen beispielweise. Schumacher hatte diese und die Wege so anlegen lassen, dass er von seinem Gutshaus auf das Forsthaus sehen konnte. Im Laufe der Jahre war dies teilweise in Vergessenheit geraten und erst in den späten Jahren des vorigen Jahrhunderts beachtete die Forstwirtschaft diese ursprüngliche Planung wieder.

Forstwald macht 30 Prozent
der Krefelder Waldflächen aus

Heute kümmert sich Stadtförster Jens Poschmann (Jahrgang 1984) um das große Areal. Der Sauerländer ist seit August 2018 für den städtischen Forst, der im neu gebildeten Kommunalbetrieb Krefeld verwaltet wird, zuständig. Von den insgesamt 1020 Hektar Krefelder Waldflächen stellt der heutige Forstwald 30 Prozent. Und muss mehrere Funktionen erfüllen: „Der Wald hat Nutz-, Schutz- und Erholungsaufgaben. Der Holzverkauf unterstützt mit seinen Erlösen die Erfüllung seiner weiteren Aufgaben. Er ist ja wichtig für das Klima und wird gern und intensiv zur Erholung genutzt“, zählt Poschmann auf.

Der Förster hat sich in den wenigen Monaten seiner Krefelder Tätigkeit schon eingehend mit dem Forstwald beschäftigt. Mit seinen Mitarbeitern, dem Forstwirtschaftsmeister Reinhard Poßberg und weiteren 13 Waldarbeitern, ist er dort tätig. Er kümmert sich um das Totholz ebenso wie um die Wald- und Reitwege, die Ruhebänke und die Lärmschutzwälle.

„Jeder Baum, den wir fällen müssen, tut uns weh. Doch wir haben die Verkehrssicherheitspflicht zu beachten“, sagt Jens Poschmann mit Blick auf Straßen und Wege, an denen sonst Spaziergänger und Fahrzeuge durch nicht mehr standsichere Bäume gefährdet sein könnten. „Ein mitten im Wald stehender kranker Baum wird hingegen ganz spät erst gefällt“, betont der Experte.

Die behutsame Pflege ist Jens Poschmann ein Anliegen, deshalb wird tunlichst auf schweres Gerät verzichtet. Dabei helfen auch die beiden Rückepferde Indigo und Eiko, die statt motorisierter Kraft ihre Pferdestärke einsetzen, um gefällte Bäume aus dem Wald zu ziehen.