Interview Gemeinschaft will Tour de France nach Krefeld holen
Krefeld. Die Tour de France — ein Spektakel mit weltweiter Beachtung. Im kommenden Jahr ist sie in Deutschland. Düsseldorf hat den Zuschlag für den Tour-Auftakt am 1. Juli bekommen.
Die umliegenden Städte bewerben sich, um bei der zweiten Etappe am 2. Juli Durchfahrtpassage auf dem Weg zum Zielort, der noch nicht feststeht, in Holland oder Belgien zu werden. Auch Krefeld hat seinen Hut in den Ring geworfen, eine Interessensgemeinschaft engagiert sich, die erforderlichen 50 000 Euro aufzutreiben. Die Sprecher Christian Kölker und Tobias Stümges sprechen darüber, wie das gelingen kann.
Mönchengladbach hat den Zuschlag für die Tour de France bereits bekommen. War die Nachricht mehr Schock oder Motivation für Sie?
Christian Kölker: Sie ist Motivation. Wenn eine Stadt mit Ratsbeschluss das Geld aufbringt, ist das sicher eine Vorlage für uns zu sagen, wie geht es weiter. Wie bekommen wir die 50 000 Euro zusammen? Das nehmen wir jetzt verschärft in Angriff. Das müssen wir mit der Interessensgemeinschaft jetzt angehen. Wir wollen Privatpersonen für das Projekt gewinnen und Mittelständler.
Interessensgemeinschaft signalisiert — da sind Bürger, die sich engagieren. In Gladbach ist das alles über einen Ratsbeschluss abgesichert. Reicht bürgerschaftliches Engagement aus bei solchen Summen?
Tobias Stümges: In der Interessensgemeinschaft sind vorwiegend Leute, die aus dem Radsport kommen — wie Uwe Burbach, der zusammen mit Hennes Junkermann früher das Rennen um die Sparkasse organisiert hat. Tim Klessa ist noch aktiver Rennfahrer oder Markus Besch, Geschäftsführer von Staubwolke Fischeln. Ich glaube, dass in Krefeld viele dem Projekt positiv gegenüberstehen. Lippenbekenntnisse helfen jetzt aber nicht weiter. Wir müssen relativ schnell die Summe bereitstellen können. Damit wir mit Tour-Chef Christian Prudhomme und OB Frank Meyer ein Foto machen können — wie jetzt gerade Meyers Kollegen aus Gladbach und Düsseldorf. „Man muss bei der Tour den Mehrwert für die Stadt sehen.“
50 000 Euro werden benötigt. Wie viel ist denn bis jetzt zusammengekommen?
Stümges: Derzeit haben wir 2000 Euro zusammen. Wir machen mit einer Trinkflasche auf der Internetseite (www.tdf-kr.de) darauf aufmerksam und aktualisieren sie. Wir hoffen in den nächsten Tagen darauf, dass sich die Flasche weiter füllt.
Für die Tour de France steht jeder an. 50 000 Euro sind aber kein Pappenstiel. Bedarf es da nicht einer Initialzündung? Wir kann das gehen?
Kölker: Das Ganze ist sicher kein Wunschkonzert. In Krefeld gibt es Unternehmen und Dienstleister, zu denen auch auch OB Meyer beitragen kann, und sagen, sind es die kommunalpolitisch engagierten Töchter SWK und Sparkasse, die möglicherweise infrage kommen.
Wünschten Sie sich mehr Initiative von der Stadt?
Kölker: Wir sehen uns gut unterstützt — auch durch das Stadtmarketing. Die Tour ist ja auch unter touristischen Aspekten ein Pfund — nicht nur sportlich. Es gibt weitere Gespräche, die sind bereits terminiert. Danach wissen wir, woran wir sind. Ob Krefeld diese Tour will.
Sie erwähnten die andere Ausgangsposition zwischen Gladbach und Krefeld?
Kölker: Sowohl in Düsseldorf wie in Mönchengladbach gab es eine Haushaltsfrage. Das streben wir in Krefeld nicht an. Wir genießen die begleitende Rückendeckung des Stadtmarketing in Abstimmung mit dem OB. Erklärtes Ziel aber ist, dass wir das Event mit möglichst vielen Unterstützern aus privaten wie Unternehmerkreisen stemmen. Natürlich gibt es immer ein Für und Wider, aber man muss bei diesem einmaligen Ereignis auch den Mehrwert für die Stadt sehen. Luftaufnahmen der Linner Burg oder der Rennbahn können weltweit gesehen werden.
Welchen Mehrwert sehen Sie konkret?
Stümges: Viele denken, das Feld der Tour wäre in 20 Minuten durch Krefeld gefahren. Es wird aber ein Event von rund vier Stunden. Am 2. Juli 2017 ist auch der Niederrheinische Radwandertag terminiert. Da wollen wir ein schönes Fest für alle auf die Beine stellen. Das hat einen hohen Nutzen für Krefeld und die gesamte Region Niederrhein.
Wo sollte denn die Tour fahren, wenn sie denn käme?
Stümges: Das ist auch abhängig, welche Kommunen dabei sind. Klar ist, dass der Tour-Tross über die Theodor-Heuss-Brücke Düsseldorf verlässt. Sollte Meerbusch den Zuschlag bekommen, sind wir nahe an Oppum, an Linn. Eine andere Option ist, das Feld kommt über Uerdingen, Hüls. Da sich Kempen beworben hat, könnte es dann dahin gehen. Die Illusion, dass es durch die Stadt gehen könnte, wird eine bleiben. Das geht wegen der ganzen Straßenbahn-Schienen nicht.