"Denk ich an Krefeld" Generationendialog: „Der Jazzkeller war unser zweites Zuhause“

Die Krefelder Dieter Koch und Laura Evertz treffen im Gernerationendialog aufeinander.

Foto: Andreas Fischer

Krefeld. „80plus, 25minus“ lautet das Motto von Karin Meincke zum Start eines jeden Generationendialogs. Also ein Gesprächspartner aus Krefeld, der bereits die 80 Jahre überschritten hat, sowie ein junger Mensch unter 25. In diesem Generationendialog der WZ-Serie „Krefeld hautnah“ berichten Gesprächspartner aus allen neun Krefelder Bezirken über Erfahrungen und Erwartungen für das Leben in ihrem Stadtteil. Den Start macht der Bezirk Nord.

Früher hatten nur die Gymnasien Namen. Die Grundschulen waren nummeriert. Wo heute die Josef-Koerver-Halle an der Blumentalstraße steht, gab es einmal einen Ascheplatz zum Fußballspielen. Und was ein Fernschreiber war, ist den meisten jungen Leuten auch nicht mehr bekannt. Ein guter Grund, um zu horchen und nachzufragen, wenn die Älteren erzählen.

Den Senior Dieter Koch (81) und die 19 Jahre alte Laura Evertz, die am Dahlerdyk nebeneinander auf der Couch sitzen, trennen mehr als 60 Jahre. Er ist mit der Zeit gegangen, modern gekleidet, und spannend berichtet er aus Schulzeit und Beruf. Für die junge Frau sind es Geschichten, fast wie aus einer anderen Welt, die sie so nicht kennt oder heute ganz anders erfährt.

„Denke ich an Krefeld-Nord, erinnere ich mich. . .“, lautet die Eingangsfrage von Moderatorin Karin Meincke immer, wenn Alt auf Jung trifft. Die zweite Frage muss die junge Generation beantworten: „Wenn ich an Krefeld denke, dann wünsche ich mir. . .“ Für den jungen Dieter Koch war es eine Selbstverständlichkeit, mit 14 Jahren in den Beruf einzutreten. „Wir gingen um fünf Uhr morgens aus dem Haus. Um 5.30 Uhr fuhren wir mit der so genannten Jum-Jum-Bahn — der Kompressor machte solche Geräusche — nach Derendorf. Dort habe ich am 1. April 1952 die Lehre im Fernmeldebauamt aufgenommen“, berichtet Koch. „Um 17 Uhr kamen wir mit dem Verkehrsmittel, das heute der K-Bahn entspricht, wieder nach Hause. Wir waren sehr glücklich, eine von vierzig Stellen bei 500 Bewerbungen bekommen zu haben.“

Die 19-Jährige, die Soziale Arbeit studieren möchte, kann nur staunen: „Mit 14 hätte ich noch nicht gewusst, was ich machen werde. Heute gibt es eine Flut an Möglichkeiten. Ich hätte auch solch einen langen Tag nicht durchgehalten. Und mein Verkehrsmittel ist das Fahrrad.“ Die Freizeit haben die jungen Leute damals auch genossen, mit Fußballspielen, Partys mit Nudelsalat und Elvis-Schallplatten, Tanzstunden mit Benimmregeln oder der Eishockey-WM 1955 in der Rheinlandhalle, die im Sommer in ein Schwimmbad umgerüstet war. „Der Jazzkeller war unser zweites Zuhause, wo auch Klaus Doldinger spielte“, sagt der Senior und lächelt. „Die Musik kam aus der Music-Box.“

„Ja, zum KEV gehen wir auch heute alle“, sagt Evertz. Da habe sich nichts geändert. „Die Jungs spielen ebenso gerne Fußball. Ein Schwimmbad in der Nähe wäre auch schön.“ Sie wünscht sich große Sportveranstaltungen in Krefeld, für einen schönen Zusammenhalt und mehr Jugendtreffs. „Ein Marktplatz wie in Hüls zum Treffen und Essen, den wünsche ich mir.“ Klaus Doldinger kennt sie nicht, aber seine Tatort-Musik sehr wohl. Und apropos Musik. „Die kommt bei uns aus dem Handy.“ Wobei die leidenschaftliche Pfadfinderin froh ist, es bei zweiwöchigen Unternehmungen nur für Notfälle dabei zu haben.“