Krefelder Parks Ärger um Sollbrüggenpark
Krefeld · Der schlechte Zustand des Gewässers und die jahrelange Tatenlosigkeit der Stadt ärgern die Bezirksvertreter.
Wie groß der Unmut bei den Bezirksvertretern in Ost ist, zeigt der emotionale Ausbruch von Vorsteher Wolfgang Merkel bei der vergangenen Sitzung, für den er sich sofort entschuldigt: „Ich habe die Schnauze voll.“ Grund des allgemeinen grenzenlosen Frustes ist, dass die Gewässer des Sollbrüggenparkes weiter vor sich hindümpeln, immer stärker verschlammen und dass seit Jahren dort nichts passiert.
Auf die Missstände hatten zwei Schüler aufmerksam gemacht. Marcus und Katharina Thome hatten 2015 am Wettbewerb „Jugend forscht“ am Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium eine Methode entwickelt, die Qualität von Wasser zu prüfen. Bei ihren praktischen Experimenten stellten sie in den Teichen des Sollbrüggenparks erhebliche Mängel der Wasserqualität fest. Als Ursache hatten sie das Laub ausgemacht, das in der Nähe der Brücke zur Musikschule ins Wasser fällt und dort verfault, wie auch die Entengrütze.
Sie stellten ihre Ergebnisse den Politikern im Umweltausschuss und in der Bezirksvertretung (BZV) Ost vor und machten konstruktive Vorschläge, wie das Problem in einer der schönsten Parkanlagen in Krefeld zu lösen wäre. Selbst das NRW-Umweltministerium wurde auf die Nachwuchsforscher aufmerksam. Krefeld verlieh ihnen den Preis „Bürgerschaftliche Selbsthilfe“.
Merkel: „Damals waren die beiden im achten Schuljahr. Jetzt studieren sie. Es sind Jahre vergangen. Da muss man sich über die Politikverdrossenheit der heutigen Jugend nicht wundern.“ Dafür erhält er Applaus. Nichts sei passiert außer weiterer bürgerschaftlicher Selbsthilfe. „Endlich haben die Arbeiten an einer der schönsten Parkanlagen in Krefeld begonnen“, hieß es Ende 2018. Zwei kleine Bagger holten im und am Graben der mittelalterlichen Wasserburganlage Haus Sollbrüggen knapp 60 Tonnen stinkenden Schlamm aus dem Wasser.
Sanierung des Parks
kostet 120 000 Euro
Der Bürgerverein (BV) Bockum war aktiv und machte sich mit Hilfe von Bürgerspenden und mit 10 500 Euro für die Sanierung stark – die insgesamt rund 120 000 Euro kosten wird – in der Hoffnung, dass die Stadt den sanierten Bereich pflegt und die anderen Teile herrichtet. Weit gefehlt. Merkel: „Andreas Horster, Vorstand beim zuständigen Kommunalbetrieb Krefeld (KBK), hat mir gesagt, er wolle sich kümmern. Nichts habe ich gehört.“ Jörg Ludewig, Geschäftsführer beim Bürgerverein Bockum, schüttelt den Kopf: „Ich habe mit Kathrin Gardner, der neuen Fachbereichsleiterin Umwelt beim KBK, gesprochen. Sie hat erklärt, dass der zuständige Mitarbeiter zuerst in Urlaub und dann krank sei. Sie bleibe aber ‚dran’.“ Mittlerweile könnten die Fische dort nicht mehr schwimmen, das Laub liege zu hoch.
Im Frühjahr darf wegen
der Tiere nichts getan werden
Die Mitteilung von Dirk Bangel, Leiter des Fachbereiches Bürgerservice, konnten die Politiker auch nicht akzeptieren. Er berichtete von geplanten Maßnahmen im Frühjahr. Merkel dazu: „Dann ist Brut- und Laichzeit, in der nichts getan werden darf. Danach ist Herbst 2020.“ Die Bezirksvertreter kommentierten dies. „Jeder private Unternehmer würde bei solch einer Arbeitsweise pleitegehen“, sagt Angelika Brünsing (CDU). „Das ist keine Informationspolitik, es fehlt ein belastbarer Zeitplan“, rügt Mark Borgwardt (Grüne). „Das ist etwas für den Verwaltungschef“, sagt Paul Hoffmann (FDP).