Gnadenloser Frontalangriff auf die Lachmuskeln
Beim Kabarettistischen Aschermittwoch im Saal Gietz wurde kein Trübsal geblasen. Von Trump bis Merkel - jeder kriegt sein Fett ab.
Krefeld. Rüdiger Höfken führt als Moderator locker flockig durch das Programm. Er begrüßt das Publikum herzlich zur 89. Oskar-Verleihung. Sofort verbessert er sich dann: „Verzeihung, das war der falsche Umschlag!“, womit er auf die aktuelle Panne vertauschter Umschläge in Los Angeles anspielt.
Am Mittwoch hat das Krefelder Wohnzimmertheater Podio zum 4. Mal den Kabarettistischen Aschermittwoch im voll besetzten Saal Gietz des Fischelner Burghofs präsentiert — und wie immer Aktuelles eingebaut.
Höfken wünscht sich, es hätte so eine Verwechslung wie bei der Oscar-Verleihung auch bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl gegeben und möchte Trump am liebsten auf den Mond schießen, ohne Rückfahrtticket selbstverständlich.
Bitterböse sind seine diversen pseudowissenschaftlichen Untersuchungen, zum Beispiel, dass homophobe Männer von der Natur unten herum buchstäblich zu kurz gekommen seien. Oder er beklagt das harte Los von VW-Vorständen, die von ihren Gehältern in fünfstelliger Höhe nur knapp ihre Unkosten decken könnten.
Rüdiger Höfken in Anspielung auf die Panne bei der Oscar-Verleihung
Schließlich probt Höfken mit dem Publikum den ultimativen „Fischelner Aschermittwoch- Applaus“, mit dem Jens Neutag auf der Bühne empfangen wird.
Jens Neutag ist preisgekrönter Kabarettist, der sich seit 1994 auf deutschen Bühnen mit den Skurrilitäten des Alltags befasst. Er spannt seinen Bogen von der Absurdität der Flüchtlingspolitik über die Notwendigkeit eines Burkini- Verbots bis hin zu einem paralysierten deutschen Staat unter der zwölfjährigen Herrschaft von Kanzlerin Merkel als Hypnose-Künstlerin.
Seine Entlarvung typisch deutscher Marotten ist schlichtweg zwerchfellerschütternd. Er beleuchtet die Wichtigkeit eines Bademeisters und die Vorliebe deutscher Männer für Dübel und Schrauben. Wie gut, dass Jesus nicht von den Deutschen gekreuzigt wurde, resümiert Neutag, dann wäre er ans Kreuz gedübelt und nicht genagelt worden und würde dank deutscher Gründlichkeit wahrscheinlich heute noch dort hängen.
Im zweiten Teil des Abends bringt Helmut Höffken, ein Krefelder Lokalmatador, das Publikum als humoriger Advokat mit heimatbezogenen Reimen zum Schmunzeln.
Als nächster Künstler präsentiert Holger Edmaier im 70er-Jahre Jesus-Look mit Stirnband, langer Perücke und weißem Schlabberanzug ein Schlager-Potpourri der Deutschen Welle aus den 80er-Jahren. Von Nenas „99 Luftballons“ bis zu „Major Tom“ und „Bruttosozialprodukt“ absolviert er ein schweißtreibendes Ein-Mann-Workout und animiert zum Mitsingen.
Im letzten Teil des Abends sinniert Moderator Rüdiger Höfken über die Bedeutung des Alkohols in unserer Gesellschaft: vom Unsinn eines Gesetzes, Vierzehnjährigen im Beisein Erziehungsberechtigter ein „Betreutes Saufen“ zu erlauben, während sich Senioren in Altersheimen mit Klosterfrau-Melissengeist und Eierlikör ins Koma trinken.
Den bunten Abend beschließt das Erfolgsduo Onkel Fisch mit einer Mischung aus witziger Gedicht-Rezitation im Stil Heinz Erhardts, flapsigen Showeinlagen und intelligenter Politsatire. Sie erklären, warum die Türken uns im Griff haben: weil sie problemlos Parkkrallen an unsere Tornados montieren könnten.
Den Unterschied zwischen dem Berliner Flughafen und dem Mars erläutern sie so: Auf dem Mars kann man demnächst landen. Als Krönung ihrer überzeugenden Performance singen sie auch noch ein Lied für Alexander Dobrint mit dem Titel „Die Maut“.
Fazit: ein sehr kurzweiliger Abend mit gnadenlosem Frontalangriff auf die Lachmuskulatur.