Grüner Punkt: Am Ende bleibt der Wertstoff

Fast die Hälfte aller gelben Tonnen ist falsch befüllt. Was keinen grünen Punkt hat, sortiert die Anlage aus.

Krefeld. Es ist laut, unterhalten kann sich hier niemand. Und es stinkt nach einer Mischung aus Schimmel und Fäulnis. Meterhoch stapelt sich der Müll in der Sortieranlage im Bruchfeld. Es ist der Müll, der immer wieder für Ärger sorgt - auch in Krefeld: Müll aus dem gelben Sack. Daher schauen sich zehn Politiker der Krefelder SPD die Anlage an. Sie wollen sehen, was hier ankommt und was damit passiert.

Anlagenleiter Frank Gnüchtel von der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) spricht nicht gerne von Müll. Für ihn werden hier Wertstoffe sortiert. Denn was im gelben Sack landet, ist zum großen Teil verwertbar, ein Wertstoff und damit bares Geld. Ein Radlader nimmt eine große Schaufel von dem Haufen und lädt sie auf ein Förderband. Dort wird klar, was Bürger in Mönchengladbach, Viersen oder Neuss in die gelbe Tonne oder den gelben Sack werfen.

Da finden sich Videokassetten, Farbeimer, Wäschekörbe und Babywindeln. Das gehört alles nicht in den gelben Sack. Deswegen hat das Unternehmen Handel, Marketing & Logistik (HML) aus Goch schon Mülltonnen nicht geleert. Am Ende der gigantischen Maschine bleiben in der Regel etwa 45 Prozent an Restmüll übrig, schätzt Gnüchtel.

Für die Sortierung braucht es viel Technik: Infrarot-Scanner erkennen unterschiedliche Plastiksorten, schießen per Luftdruck PET-Flaschen und Tetra-Paks von den Bändern, Folien und Papier werden abgesaugt, Metallteile per Magnet getrennt.

Wenn die unterschiedlichen Stoffe am Ende gebündelt werden, sind sie fast sauber voneinander getrennt, enthalten nur etwa fünf Prozent andere Stoffe. Sie gehen an das Duale System und werden weiter verwertet - allerdings nur Verpackungen mit dem grünen Punkt. Die anderen Wertstoffe kann die EGN vermarkten - bei steigenden Rohstoffpreisen ein gutes Geschäft.

Dennoch gehören nur Verpackungen mit dem grünen Punkt in den Sack, viele Folien oder Plastikteile dagegen nicht. Bei Kontrollen sind deswegen schon Mülltonnen stehen gelassen worden.

Abholer: Gelber Sack und gelbe Mülltonne werden in Krefeld von der Firma Handel, Marketing & Logistik aus Goch (HML) eingesammelt. Sie entscheidet auch, ob eine Tonne richtig oder falsch befüllt ist.

Sortierung: Die Sortierung übernimmt die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN). Allerdings wird der Krefelder Verpackungsmüll nicht hier sortiert. Hier landet, was Bürger in Mönchengladbach, Viersen und im Rhein-Kreis Neuss in die gelbe Tonne werfen. Im Jahr sind das 10000 Tonnen, darüber hat die EGN einen Vertrag. Die Kapazitäten liegen allerdings bei 40000 Tonnen.

EGN: Die EGN hat 14 Standorte und beschäftigt 740 Mitarbeiter, 40 davon in Krefeld. Sie ist beteiligt an Verbrennungsanlagen und bietet die ganze Entsorgungskette an. Ihre Wurzeln liegen in der Firma Trienekens. Der Entsorger wurde von RWE Umwelt übernommen. 2005 wurde die EGN als Tochter der Stadtwerke Krefeld gegründet. 2006 lag der Umsatz bei 232 Millionen Euro.