Cyberkriminalität Siemens und Covestro angegriffen

Krefeld · Mutmaßliche chinesische Cyber-Kriminelle haben versucht, Firmen auch in Krefeld auszuspähen.

Die Unternehmen Covestro (hier im Chemiepark) und Siemens waren das Ziel von Cyber-Kriminellen.

Foto: Chempark/Andreas M. Bischof

Daten sind ein sensibles Gut und wertvoll. Deshalb gilt Cyberspionage als wachsende Gefahr auch für Unternehmen. Im Softwarecode mutmaßlicher chinesischer Hacker wurden nun Namen auch deutscher Unternehmen entdeckt. Mindestens acht deutsche Firmen seien betroffen gewesen, darunter sechs Dax-Konzerne. Das haben Recherchen von Bayerischem Rundfunk und Norddeutschem Rundfunk ergeben. Darunter auch die in Krefeld mit Standorten vertretenen Firmen Covestro und Siemens.

Krefeld ist größter Standort in Europa für Polycarbonates

Covestro ist 2015 als eigenständiges Unternehmen mit Produktionsstandort im Chemiepark Uerdingen gegründet worden – hervorgegangen aus der Bayer Material Science. Der Kunststoffspezialist stellt unter anderem Polyurethanes und Polycarbonates, das Letztere wurde in Krefeld in den 1960er-Jahren entdeckt. Heute ist Krefeld der größte Standort in Europa dafür. Ein entscheidender Grund dafür, dass es Cyberkriminelle auf sensible und wertvolle Daten des DAX-Unternehmens abgesehen haben. Mit Polyurethanes wird Hartschaum produziert, der zur Dämmung von Gebäuden ebenso eingesetzt wird, wie zur Dämmung von Kühlgeräten und vielem mehr.

Umsatz von Covestro sinkt trotz gestiegener Verkaufszahlen

Trotz gestiegener Verkaufszahlen sank der Umsatz im zweiten Quartal 2019 um knapp 17 Prozent auf 32 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen brach im Vergleich zum außergewöhnlichen starken Vorjahreswert um mehr als die Hälfte auf 459 Millionen Euro ein. Unter dem Strich verdienten die Leverkusener 189 Millionen Euro nach 604 Millionen vor einem Jahr. Das sagte Covestro-Chef Markus Steilemann am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Grund dafür sei die schwächere Nachfrage der Autobranche und ein harter Wettbewerb.

Firmensprecher Lars Boelke zeigt sich dennoch optimistisch: „Wir liefern Produkte an die Zulieferer-Firmen der Autoindustrie. Auch wenn die eigentliche Autoproduktion vor allem in China nachgibt, ist der Einbruch für unsere Kunden nicht so groß. Zum Beispiel, weil sie Batterieeinhausungen für Elektroautos brauchen, ein wachsender Markt.“ Außerdem mache die Autobranche nur ein Fünftel des Umsatzes des Dax-Konzernes aus, wie Covestro-Chef Steilemann am Morgen noch betont hatte.

„Das Mengenwachstum ist gestiegen, die Nachfrage nach unseren Produkten ist sogar gestiegen, allerdings sind die Preise dafür gefallen“, erklärt Boelke. Dennoch sind die Aktien am Mittwoch kurz nach dem Handelsstart mit einem Plus von 3,71 Prozent auf 45,02 Euro gestiegen. Für Anleger der ersten Stunde eine Erholung. 2015 hatte der Bayer-Konzern seine Kunststoff-Sparte für 24 Euro pro Aktie an die Börse gebracht. Anfang 2018 kostete sie noch 95 Euro.

Bei Cyberangriffen sollen keine Daten abgegriffen worden sein

Dass bei dem jetzt bekannt gewordenen Hackerangriff sensible Daten abhanden gekommen sind, schließt Boelke für Covestro aus. „Es hat keinen Datenabgriff gegeben.“ Anfang 2018 habe es Anzeichen dafür gegeben. Das Mutter-Unternehmen Bayer sei vor allem betroffen gewesen, deren IT-Bereich habe Covestro damals noch mitgenutzt. „Alle betroffenen IT-Systeme sind danach bereinigt worden“, sagt Boelke.

„Wir haben den Cyberangriff schnell in den Griff bekommen, auf Siemens hatte der so gut wie keine Auswirkungen“, sagt Felix Sparkuhle von der Siemens-Kommunikation. Weder seien Daten abgeflossen, noch Kundendaten betroffen gewesen. Die Attacke auf Siemens habe schon im Juni 2016 stattgefunden, die Schadstoffsoftware noch aktiv, als man sie entdeckt habe. Im Krefelder Werk werden unter anderem Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Velaro gefertigt. Gerade erst hat die Russische Eisenbahn bei Siemens weitere 13 bestellt, im Auftragsvolumen von 1,1 Milliarden Euro. 

„Siemens hat auf die Cyberangriffe reagiert und die Charter of Trust initiiert“, sagt Boelke. Die Initiative will Cybersicherheit in allen Gestaltungsebenen vorantreiben und das Vertrauen in sie stärken. Das ist eine Folge aus dem Cybeangriff.