Hammerattacke: Opfer (83) sagt vor Gericht aus
Seniorin sagt vor Gericht: „Als ich ihm nichts geben wollte, flippte er aus.“
Krefeld. Die Seniorin wird im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben. Sie soll als Zeugin im Prozess um die Hammerattacke auf sie an Heiligabend aussagen. Erst nach ihrer Vernehmung realisiert die 83-Jährige, dass der Mann, der sie angegriffen haben soll, nur wenige Meter von ihr entfernt sitzt. „Das ist der da!“, ruft sie dem Vorsitzenden Richter zu. „Ich wollte den doch nicht mehr sehen. Jetzt kommen bestimmt die Träume wieder.“ „Der da“, das ist der 74-jährige Manfred S., der sich wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht verantworten muss.
Aufschluss über den genauen Tatablauf in der Wohnung der Dame an der Neukirchener Straße gibt die Aussage am zweiten Prozesstag nicht, denn sie kann sich an Einzelheiten nicht mehr erinnern.
„Herr S. ist zu mir gekommen und wollte wieder mein Geld haben“, schildert die Seniorin. Als sie ihm sagte, ihre Betreuerin habe das Geld und sie wolle ihm nichts geben, „ist er ausgeflippt.“ Laut Anklage griff der 74-Jährige daraufhin zum Hammer und schlug auf den Kopf seines Opfers ein.
Früher, als Manfred S. für sie noch regelmäßig Besorgungen übernahm, brachte dieser auch Geld von der Bank für sie mit, erklärte die 83-Jährige. Sie gab zu verstehen, dass sie damals keine Kontrolle darüber gehabt habe, ob S. sich etwas davon nahm. Nachdem der 74-Jährige selbst erkrankte und gut drei Monate vor der Tat für einige Wochen ins Krankenhaus musste, hatte er die Erledigungen für die Seniorin jedenfalls eingestellt.
Nachbarn übernahmen daraufhin solche Hilfen für die Seniorin, die seit der Hammerattacke in einem Heim lebt. Auf die Frage des Richters, ob sie von den Angriffen noch Beschwerden habe, sagt die Frau: „Mein Kopf tut noch weh. Immer.“
Ein Polizeikommissar (35) erinnert sich im Zeugenstand an die zahlreichen Blutspritzer an den Wänden der Wohnung. Der Festgenommene habe ihm seinerzeit berichtet, mit der 83-Jährigen am Küchentisch gesessen zu haben, als plötzlich Blut aus deren Haar gelaufen sei. Nachbarn wiederum soll der Angeklagte kurz nach dem Eintreffen des Rettungsdienstes gesagt haben, die Seniorin habe sich am Kühlschrank gestoßen.
S. soll unmittelbar nach der Tat einen Stoffbeutel in einen Müllcontainer am Haus geworfen haben, in dem sich unter anderem die Tatwaffe befand. Aber auch blutgetränkte Stoffhandschuhe haben sich darin befunden.
Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Dann soll sich ein Psychiater zum Zustand des Angeklagten äußern, der regelmäßig Alkohol trank. Das Gericht wird möglicherweise auch über die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus beraten, sollte der 74-Jährige nicht oder vermindert schuldfähig sein.