Krefeld Happy Birthday Klaus Rudolph: Ein Gastronom, den Krefeld nicht loslässt

Klaus Rudolph kam als 31-Jähriger in die Stadt. Seidenweberhaus und Rennbahn prägte er jeweils ein Jahrzehnt. Am Mittwoch wird er 70.

Foto: Archiv: abi/Repro: DJ

Krefeld. Gute Zeiten hatte das Seidenweberhaus: 5500 Besucher an Altweiber, 4000 beim Jazzfestival oder ein Vier-Gang-Menü aus der eigenen Küche für bis zu 700 Gäste im großen Saal — lange ist es her. Auch für Klaus Rudolph, den Gastronomen, der das Haus im Dezember 1977 übernahm und zum „Wohnzimmer der Krefelder“ gemacht hat.

Foto: abi / Repro: DJ

Der Berliner mit der großen Klappe, der im Alter von 31 Jahren in die Seidenstadt kam und sie nie wieder richtig verließ, ist bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Immer noch, darf man angesichts seines Alters sagen: Am Mittwoch wird Klaus Rudolph 70 Jahre alt.

Der staatlich geprüfte Betriebswirt, der im Londoner Savoy Frank Sinatra und Winston Churchill bediente, Gunter Sachs im Cresta Palace Celerina begegnete und im Grill Room Spycher in Zermatt König Carl Gustav von Schweden, brachte Flair und eine anspruchsvolle Küche ins Seidenweberhaus — beispielsweise in Form einer Hummerpyramide für 450 Personen.

Viel Energie gehörte dazu, den „Betonklotz“ in Krefelds Gesellschaft zu etablieren. Viele Betreiber, die nach ihm kamen, hätten nicht mehr das Interesse gehabt, in dem Betonklotz ein Nest zu bauen, sagt Rudolph. Er hatte sie. Zu dem „Nest“ gehörte auch die Schänke, wo sich alle trafen und in der Politiker unterschiedlicher Couleur zusammen Skat kloppten. „Der Treffpunkt in der Schänke war einmalig“, sagt Rudolph.

Nach zwölf Jahren hatte Rudolph dennoch „die Nase voll“, wie er sagt. Er kaufte ein Vier-Sterne-Hotel, das als Drehort von Linda de Mols „Traumhochzeit“ (RTL) Ahaus bekannt machte, hielt aber engen Kontakt nach Krefeld und ließ sich wiederum nach zehn Jahren wieder nach Krefeld locken: Die Rennbahn war zu vergeben. „Einen Laden mehr als zehn Jahre zu haben, ist sehr schwierig“, sagt Rudolph. „Man wird betriebsblind.“

Mit Schwung nahm er die Herausforderung an, versorgte die Renntagsgäste und Hochzeitsgesellschaften mit edlen Speisen, die Ü 33- und Afterwork-Partygäste mit kaltem Buffet und Rockfans mit Bratwurst. Alan Parsons, Eric Burdon, Ten Years After, Steve Lukather (Toto), The Lords, Bonnie Tyler oder auch Bill Wyman, dem er 1964 als Beatle im Londoner Savoy begegnet war, holte er nach Krefeld.

Der damalige Oberbürgermeister mochte zwar die Bezeichnung „Provinz“ nicht, aber die Schlagzeile in einer Zeitung traf es trotzdem: Rudolph war damals der Mann, der Stars in die Provinz holte. Nach einem Ausflug ins Allgäu 2008 trieb es den Berliner wieder nach Krefeld. Der durchschlagende Erfolg blieb aus, gastronomisch hielt er sich weder im Herbst Pitt noch im Gleumes, zwei Traditionshäusern, lange auf.

Ruhig ist der 70-Jährige nicht geworden, auch wenn er sich, sagt er, heute nicht mehr exzessiv nachts in Kneipen herumtreibt. „Ich langweile mich gerade ein bisschen, wenn ich ehrlich bin“, sagt er lächelnd, und verweist auf seinen Drei-Personen-Haushalt mit Sohn Max (10) und dem Entlebucher Sennenhund Mia (5).

Es juckt ihn, etwas zu tun, sein Wissen und seine Erfahrung an andere weiterzugeben. Handlungsbedarf sieht er in Krefeld. „Es gibt hier zu wenig Kneipen.“ Zum Erfolg gehöre nicht nur ein kluges Konzept. „Man muss dem Gast Konstanz bieten, ein vertrautes Gesicht, damit er sich heimisch fühlt.“ Das müsste der Gastwirt sein, nicht der Kellner. Klaus Rudolph: „Die Leute suchen Kontakt und Kneipen.“