Hauptpost: Wo sich einst Pakete stapelten, wird bald operiert
Noch ist die alte Hauptpost eine einzige Baustelle. Aber Ende März zieht die Manus-Klinik ein.
Krefeld. Dicke Kabelstränge baumeln von der Decke, die meisten neuen Trennwände sind inzwischen mit Gipskarton-Platten verkleidet und die Handwerker spachteln die Fugen im Akkord. Überall liegt fingerdick eine feine weiße Staubschicht. Die neue Manus-Klinik im alten Hauptpostamt gleicht zwar noch einer Großbaustelle, doch Dr. Jörg Jochims ist zuversichtlich. „Am 2. April findet hier die erste Operation statt“, sagt der Facharzt der Chirurgie, der gemeinsam mit seinen Kollegen die Praxis Ende März vom City-Haus An der alten Synagoge an den Ostwall verlegt.
Die Hausverwaltung Gebr. Erdtmann ist mit der Projektsteuerung beauftragt. Unter Beteiligung des Denkmalschutzes haben die Innenarchitekten der Firma Raumkontor Düsseldorf ein Konzept erarbeitet, die alten Gemäuer ihrer Tradition entsprechend zu restaurieren. Während im Erdgeschoss die Postbank und die Briefpost der Deutschen Post erhalten bleiben, wird in den oberen drei Etagen auf fast 2600 Quadratmetern ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen. Insgesamt sieben Millionen Euro lässt sich das ein namentlich nicht genannter Krefelder Privatinvestor kosten. Der hatte 2009 die Hauptpost aus der Insolvenzmasse einer Tochtergesellschaft der US-Bank Lehman Brothers gekauft. Seit zwei Jahren wird sie umgebaut.
„Wir werden bis zum 1. April fertig sein“, versichert Diplom-Ingenieur Martin Grefraths. Er ist Bauleiter der Hausverwaltung und führt den Besuch durch die Baustelle. Der Nebeneingang vom Ostwall 217 aus gewährt schon einen konkreten Eindruck, wie hochwertig das Medi-Zentrum sich künftig präsentieren wird. Die Wände sind zu dreiviertel hell-erdfarben gestrichen, den Rest und die leicht gewölbte Decke ziert eine passende Tapete mit ziselierten, silberfarbenen Motiven. Von der Decke hängen große edle Glasschalen, die von ihrem Ursprung an Art-Déco-Leuchten erinnern. „Wir wollten ein historisch-modernes Aussehen passend zum 120 Jahre alten Gebäude“, sagt Martin Grefraths.
Der neue Haupteingang für das Medi-Zentrum wurde auf die Rückseite des Gebäudes verlegt. Vom Jungfernweg aus ist das gläserne Stahl-Portal zu erreichen, können künftig Verletzte von der Feuerwehr direkt an den Bettenaufzug gefahren und von dort aus direkt in den Behandlungsraum der Manus-Klinik im ersten Obergeschoss geschoben werden. „80 Prozent des notfall-chirurgischen Spektrums können wir hier anbieten“, sagt Jochims, „außer künstliche Gelenke und Notfälle, wie akuten Blinddarm.“
Statt auf bisher 600 Quadratmetern werden Jochims und seine fünf Kollegen künftig die Patienten auf 850 Quadratmetern im ersten Stock behandeln. Neben den Praxisräumen für ambulante und stationsersetzende Behandlung, gibt es hier auch zwei Operationsräume sowie die Tagesklinik für kurzstationäre Aufnahmen. Bis zu sechs Patienten können in Einzelzimmern mit Bad untergebracht werden und auf Wunsch ein bis zwei Nächte in der Obhut einer Schwester und eines Arztes in Rufbereitschaft genesen.
Die Manus-Klinik ist hervorgegangen aus dem ehemaligen Zentrum für Chirurgie und Orthopädie und führt derzeit jährlich rund 3000 Eingriffe durch. „Diese Zahl wollen wir deutlich steigern“, sagt Jochims. Es sei langfristig geplant, auch am Wochenende zu operieren.
Während die Gestaltung im Eingangsbereich des Medi-Zentrums gediegen ist, setzen Jens Wendland und Andrea Weitz von Raumkontor in der Manus-Klinik auf frische große Farbfelder. „Es wird richtig bunt — und außergewöhnlich“, erklärt Jochims.
Anders, aber ebenso beeindruckend sollen die Räume in den darüberliegenden Etagen werden. „Im zweiten Obergeschoss entstehen zwei gleich große Praxen für die Zahnärzte Dr. Oliver Koch & Partner und den Augenarzt Dr. Giesbert Schilgen“, erzählt Grefraths. In die dritte Etage wird Ende des Jahres die Reha Krefeld von Wolfgang K. Hoever einziehen und dort Physio- und Ergotherapie anbieten ebenso wie einen eigenen Trainingsbereich.