Herr Dandu brütet, brütet und brütet

Bei den großen Vögeln ist auch die Aufzucht Männersache. Im Nest liegen derzeit 14 Eier.

Foto: Hella Hallmann

Bockum. Eier legen, fertig, mit dem Rest haben die Nandu-Damen nichts mehr zu tun. Denn bei den straußenartigen Vögeln, die aber keine Strauße sind, sind die Männchen fürs Brüten und Aufziehen des Nachwuchses zuständig. Also hat „Herr Dandu“ im Krefelder Zoo jetzt wieder schwere Zeiten vor sich.

Mit Argusaugen schauen die Tierpfleger auf den Nandu-Papa, dem seine Partnerinnen 14 Eier ins Nest gelegt haben. Vorsicht ist geboten, weil er so ein guter Vater ist, so emsig und eifrig, dass er im Jahr 2016 — bei seiner ersten Vaterschaft — das Essen und Trinken vergaß. Und das, obwohl es sehr heiß war. Aus einem Wassernapf, den ihm die Tierpfleger in erreichbare Nähe stellten, bediente er sich dann aber doch. Er wäre sonst fast verdurstet.

In diesem Jahr sorgt eine Totholzhecke, die die Zoo-Handwerker auf der Südamerikaanlage errichteten, dafür, dass der Nandu-Hahn die Brutphase „ungestört von Tapir, Wasserschwein und Guanako verrichten kann“, wie Zoopressesprecherin Petra Schwinn erklärt. In den kommenden Wochen wird die Hecke wachsen und mit altem Futterholz gefüllt. Künftig soll sie auch Insekten eine Heimat bieten.

Nach etwa 40 Tagen schlüpfen Nandu-Küken. Es wird spannend: 2016 waren zwei weiße darunter. „Damals huderte der Papa seinen Nachwuchs sehr fürsorglich“, erinnert sich Schwinn. Hudern heißt es, wenn die Vögel ihre Kleinen unter die Flügel nehmen und so schützen. „ Er breitete die Flügel aus und lockte sie darunter, damit er sie wärmen konnte“, sagt Schwinn, „und er verteidigte die Jungvögel gegen die Pfleger.“ Nur bei der Tierärztin sei er zurückhaltender gewesen. Die Zoo-Veterinärin hatte die Küken wegen Rachitis (Knochenerweichung) behandelt.

Jahrelang hatte man im Krefelder Zoo nicht mehr mit Nachwuchs gerechnet. „Herr Dandu“ war in Krefeld eingezogen, als er selbst noch sehr jung war. Er hatte also noch nie eine Jungtieraufzucht beobachtet. Und so bemühten sich seine beiden Hennen erfolglos darum, die Familie zu erweitern. Fleißig hatten sie unbefruchtete Eier gelegt. „Die sollten ihn in Stimmung bringen. Er patrouillierte aber lieber am Zaun, stahl von den Besuchern Zoopläne, Taschen oder auch Ketten, wenn die Menschen ihm unvorsichtigerweise zu nahe kamen“, berichtet Petra Schwinn. Zweimal brach der vorwitzige Geselle sich sogar seinen Schnabel. „Weil das Gras auf der anderen Seite des Zauns grüner war und er es unbedingt abzupfen musste.“

2016 war dann auf einmal alles anders. Die Hennen legten Eier, und ihr „Mitbewohner“ fing an zu brüten.