Honorarkonsul kritisiert Russland-Politik
Heino Wiese war im Haus Kleinlosen zu Gast. Er bezeichnet sich als Putin-Versteher.
Etwa 30 Zuhörer waren erschienen im Haus Kleinlosen. Die Mittelstandsvereinigung, Junge Union Krefeld und die WerteUnion Niederrhein hatten eingeladen. Heino Wiese, Honorarkonsul Russlands, legte seine Sichtweise der deutsch-russischen Beziehung und der Russland-Politik dar.
Gerald Wagener, wie Wiese Mitglied im Deutsch-Russischen Forum und Sprecher der WerteUnion, stellte als Moderator sofort klar: „Das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland hat sich verschlechtert. Ich bin nicht objektiv. Ich habe viele Kontakte nach Russland. Ich liebe das Land.“ Man müsse die Dinge immer von zwei Seiten sehen. Wagener sieht einen „beidseitigen Propagandakrieg“.
Dann setzte Wiese zum Vortrag an. Er trat 1969 wegen der Ostpolitik Willy Brandts in die SPD ein, bezeichnet sich als Russland- und Putin-Versteher: „Die Russen sind auf Deutschland ausgerichtet. In der Mehrzahl sind sie Deutschland-freundlich.“ Das gelte aber auch für die Deutschen, die sich eine bessere Beziehung mit dem großen Nachbarn wünschten, so Wiese. Das Problem aus seiner Sicht: die Amerikaner. „Es ist das Interesse der Amerikaner, einen Spaltpilz zwischen Deutschland, die EU und Russland zu legen. Russland hat gestört, dass die Ukraine in die Nato sollte.“
Beschworen wurden am Abend eine deutsch-russische Völkerfreundschaft und eine enge Bindung beider Länder, vor allem wirtschaftlich, der die Amerikaner nach dieser Logik aber im Weg stünden. Die Annexion der Krim, für Wiese „vielleicht ein völkerrechtswidriger Akt. Aber ohne Tote und mit der Unterstützung der Einwohner kann ich das tolerieren.“ Er relativierte die Handlungen Putins durch die „Waffengänge“ des Westens. Immer wieder tauchte in seiner Rede die Kritik an der deutschen Berichterstattung auf, die zu einseitig sei. Aber auch russische Medien würden „überspitzen“.
Missstände und Korruption in Russland leugnete er nicht: „Ich will nichts beschönigen.“ Die Werte-basierte Außenpolitik der Bundesrepublik auch gegenüber Russland nannte er „scheinheilig und verlogen“.
Auf die Frage Thorsten Hansens zum Stichwort Menschenrechte und Meinungsfreiheit, die sich nach Ansicht des Grünen-Politikers „nicht nach unseren Vorstellungen entwickelt hätten“, sagte Wiese: „Man kann sich frei bewegen, auch kritische Journalisten. Es gibt keine Unterdrückung.“ Peter Vermeulen (CDU) von der Mittelstandsvereinigung zeigte sich enttäuscht vom Vortrag seines Gastes: „Ich bin daran interessiert, Objektivität herzustellen und nicht in Schwarz-Weiß-Muster zu verfallen.“