Krefeld Im Schmetterlingshaus schlüpfen Gourmets
Ab Samstag sind in dem tropenwarmen und feuchten Revier im Krefelder Zoo viele kleine Schönheiten zu bewundern.
Krefeld. Mit ihren Rüsseln schlürfen vier Juliafalter ein wenig Saft aus einer aufgeschnittenen Apfelsine. Danach entschweben die zarten, orangefarbenen Wesen ins Blattwerk einiger Pflanzen im Schmetterlings-Dschungel. Dazwischen bewegen sich mit sparsamen Flügelschlägen einige Blaue Morphofalter elegant durch die Lüfte. Die auch Himmelsfalter genannten Insekten sind gerade erst aus einem der beiden Schlupfschränke geflattert. Friedrich R. Berlemann, Vorsitzender der Zoofreunde, deren Wappentier sie sind, durfte sie am Mittwoch unter der gläsernen Kuppel in Freiheit entlassen. Am kommenden Samstag beginnt die Saison. Das Schmetterlingshaus — einziges seiner Art in NRW — erwacht aus seinem Winterschlaf.
Die ersten verpuppten Tiere, die nach dem Schlüpfen das kleine grüne Paradies mit Leben füllen sollen, kamen vor zwei Wochen in Krefeld mit der Post an. Durch Styropor geschützt kommen die vom Krefelder Zoo bestellten Arten in Paketen aus Mittelamerika oder Malaysia. Erst am Dienstag kamen wieder 250 Puppen aus Costa Rica an. „30 bis 40 verschiedene Arten werden in diesem Jahr zusammenkommen“, sagt Zoo-Kuratorin Cornelia Bernhardt.
Dabei unterscheiden sich gefleckter Zitronenfalter, Scheinschillerfalter, Knackfalter oder orangegetüpfelter Gelbling nicht nur durch Größe und Farbenpracht. Zwar heißt nur einer der üblichen Bewohner der bis zu 25 Grad warmen und mit 75 bis 80 Prozent Luftfeuchtigkeit tropenartigen Kuppel Feinschmecker. Aber Gourmets sind sie alle. Nektar und Früchte stehen auf dem Speiseplan der Schmetterlinge, deren Geschmacks-knospen in den Vorderfüßen stecken.
Etwas Besonderes ist in Sachen Leckereien der Passionsblumenfalter, den es in Krefeld auch zu bewundern gibt. „Er hat ein besonderes Enzym im Speichel, mit dem er auch Pollen aus den Blüten verwerten kann“, berichtet die Kuratorin. Durch diese besondere Ernährung kann er ein „für tropische Schmetterlinge langes Leben führen — statt ein paar Wochen sind es ein paar Monate“.
Auch der Nachwuchs ist beim Futter wählerisch. „Und dabei generell sehr verfressen“, sagt Bernhardt. Die Raupen des Feinschmeckers ernähren sich von Blättern der Wolfsmilchgewächse. Die vielbeinigen Nachkommen von Zebrafalter und Postbote lieben Passionsblumen, beim Monarchen sind es Seidenpflanzen, beim Mosaikfalter Ameisenbäume.
„Die größten Fresssäcke sind dabei die Bananenfalter“, bilanziert die Kuratorin. Am Anfang etwa so groß wie der kleine Finger eines Erwachsenen und zum Schluss so groß wie eine Zigarre, können sie einiges verputzen. „Da schaffen zehn Raupen an einem Tag ein großes Bananenpflanzenblatt“, sagt die Expertin und zeigt auf ein im Moment noch unberührtes Gewächs im Schmetterlingshaus.
Deshalb gelten sie in Südamerika auch als Schädlinge und werden auf Bananenplantagen mit allen Mitteln bekämpft. „Während wir hier alles tun, um die Exoten zu hätscheln“, sagt Bernhardt.
Doch nicht nur die Exoten hat die Kennerin im Blick. Für die heimischen Arten will der Zoo in diesem Jahr noch mehr tun. Zusätzlich zur Schmetterlingswiese hinter dem Regenwaldhaus werden gerade weitere Beete ausgeguckt, die den heimischen Faltern einen Lebensraum bieten können.
Friedrich R. Berlemann wirbt auch bei allen anderen Krefeldern dafür, wieder Ecken für heimische Pflanzen in ihren Gärten zu schaffen und sie auf diesem Weg „schmetterlingsfreundlich zu machen“. Tütchen mit einer passenden Samenmischung gibt es gegen eine Spende von zwei Euro unter anderem „im weltweit einzigen Spenderautomaten für Samentütchen“, wie der Zoofreunde-Vorsitzende stolz sagt.