Finanzen Sparkasse trotzt Niedrigzins
Aber: Draghi-Politik trifft auch Krefeld. Institut schaut insbesondere bei günstigen Baufinanzierungen auf langfristige Kundenliquidität.
Krefeld. Sparkassen-Vertreter betonen gern, nicht auf den schnellen Erfolg aus zu sein, stellen Beratungskompetenz, ein noch recht dichtes Filialnetz und die Nähe zu den Menschen in den Vordergrund. Das ist erwartbar, denn: Nichts anderes erwarten auch Privatkunden, vom Schüler bis zum Rentner, von dem Kreditinstitut mit ebendiesem öffentlichen Auftrag.
Nichts anderes wollen die Geschäftskunden, die ihr Geld lokal anlegen und leihen. Birgit Roos, die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld, spielt in der Bilanz-PK für 2015 genau diese Karte. Aber sie sagt auch: „Natürlich muss am Ende etwas dabei rauskommen.“ Dieser Spagat ist 2015 gelungen.
Roos’ Schlussfolgerung: Die große Umstrukturierung 2014, eigentlich gestern also, sei „von den Kunden gut angenommen“ worden. Fakt ist, und das sagen die Zahlen: Die Sparkasse ist trotz leicht abgeschmolzener Bilanzsumme in schwierigem Gewässer auf stabilem Kurs. Gegenüber 2014 verzeichnet das Institut hier ein Minus von 2,5 Prozent, die Bilanzsumme liegt bei 8,014 Milliarden Euro. Das Geschäftsvolumen nahm im selben Zeitraum um 2,7 Prozent ab von 8,396 Mrd auf 8,170.
Ein planmäßiges Minus, wie die Vorstandsvorsitzende erklärt. Zwar hatte sich das Kundengeschäftsvolumen spürbar erhöht und lag Ende 2015 bei knapp 13 Milliarden Euro, jedoch: „Wir haben die Geschäftsverbindungen mit anderen Banken bewusst reduziert.“
Die Banken stehen vor großen Herausforderungen, die, wie Birgit Roos deutlich macht, eine maßvolle Strategie erforderten. Die anhaltende und auch weiterhin prognostizierte Niedrigzinsphase bewirke vor allem folgendes Kundenverhalten: Langfristige Kapitalanlagen würden uninteressant, dafür wendeten sich die Kunden verstärkt dem Wertpapier zu und das ist in einer möglichst breiten Streuung.
„Darum ist unsere ganzheitliche Beratung wichtiger denn je“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende Lothar Birnbricher.
Auf der aktiven Seite verzeichnet Kreditvorstand Markus Kirschbaum — ebenfalls bedingt durch die Niedrigzinsphase, aber auch durch eine hohe Liquidität bei den Geschäftskunden durch die gute Konjunktur der vergangenen Jahre — eine enorme Dynamik. Das Kreditvolumen umfasste einschließlich der Bürgschaften und Treuhandkredite 4,853 Milliarden Euro, die Neuzusagen stiegen um 16,9 Prozent auf 920 Millionen Euro.
Hauptträger der Finanzierungszuwächse ist hierbei das Immobiliengeschäft. Wenn Kunden günstiges Geld in „Betongold“ umwandeln möchten, erfordere das auch die Aufmerksamkeit der Sparkasse. „Wir schauen natürlich ganz genau darauf, ob die Liquidität auch dann gewährleistet ist, wenn nach Ablauf der ersten Zinsbindung neu verhandelt werden muss.“
Wie schnell sich die Konditionen grundlegend ändern können, bekommen die Kreditinstitute selbst bitter zu spüren. Wurde die Baufinanzierung vor zehn Jahren noch mit 4,55 Prozent verzinst, sind es 2016 etwa 1,55 Prozent. „Das wird die Branche noch nachhaltig merken“, sagt Birnbrich.
Ein sattes Delta von drei Prozent. In der Tat laufen zunehmend viele Verträge mit einträglichen Zinsbindung aus. Dazu sei die Ansage der Europäischen Zentralbank durch Chef Mario Draghi die eine Sache. Die zunehmende, in Brüssel verordnete Regulatorik, sei als externer Einfluss ebenfalls kaum einzuschätzen.
Neben der wirtschaftlichen Betrachtung legt die Sparkasse Krefeld Wert auf ihre Aktivitäten im sozialen und gesellschaftlichen Bereich. Die acht Stiftungen der Sparkasse Krefeld/Kreis Viersen verfügen derzeit über ein Vermögen von 53,7 Millionen Euro und fördern lokale Projekte.