Immer mehr Ärztinnen in Krefelds Kliniken
Seit 2006 ist der Anteil der weiblichen Mediziner in den Krankenhäusern um 89 Prozent gestiegen.
Ärztinnen sind auf dem Vormarsch. Die Zahl der Mediziner an Krankenhäusern hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren in Krefeld nicht nur rasant von 544 auf 847 — das entspricht einem Plus von 55,7 Prozent — entwickelt. Fast jede zweite Stelle, genau 46 Prozent, ist jetzt mit einer Ärztin besetzt. Grundsätzlich ist es den Patienten egal, ob sie von einer Ärztin oder einem Arzt behandelt werden. „Hauptsache gut“, ist das Kriterium.
Das hat eine stichprobenartige Umfrage im Foyer des Helios-Klinikums ergeben. Eine Ausnahme: Frauen sehen sich meistens lieber von einer Gynäkologin oder Geburtshelferin betreut, wenn es um „Frauenthemen“ geht.
Schon seit 2006 ist der Anteil der Frauen am ärztlichen Personal deutlich um 89 Prozent gestiegen. Vor zehn Jahren waren 208 hauptamtliche Ärztinnen angestellt. 2016 waren es 393. Das teilte das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (IT.NRW) jetzt mit. Man bedenke: Vor etwas mehr als einem Jahrhundert durften Frauen nicht einmal Medizin studieren. Jetzt haben sie mächtig aufgeholt.
Bestes Beispiel dafür zeigen die beiden Krefelder Standorte des Helios-Klinikums am Lutherplatz und in Hüls: „Die Geschlechterverteilung in unserer Ärzteschaft ist sehr ausgeglichen. 49,4 Prozent sind weiblich“, berichtet Pressesprecherin Marina Dorsch. „Der Anteil der Chefärztinnen liegt aktuell bei 14,3 Prozent.“ Folgende Fachbereiche würden von Chefärztinnen verantwortet: Klinik für Innere Medizin/Onkologie in Hüls, Klinik für Kinderchirurgie, Schmerzklinik, die Klinik für Nephrologie/Dialyse, Diabetologie, Rheumatologie und Endokrinologie und das Institut für Hygiene und Laboratoriums-Medizin. Letztere alle in Stadtmitte. „In erster Führungsebene und in weiblicher Hand sind auch die ärztliche Leitung des Sozialpädiatrischen Zentrums und die Zentralapotheke. Sie wird von einer klinischen Pharmazeutin geleitet.“
Dorsch: „Bei der Besetzung von Führungspositionen spielt das Geschlecht keine Rolle. Es zählen ausschließlich fachliche Fähigkeiten und Eignung, Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten sowie Teamfähigkeit zur Integration in das Kollegium.“ Leider hätten sich in den letzten Verfahren fast ausschließlich Männer beworben, berichtet sie weiter.
Gefäßchirurgie 100 Prozent Männer, Neurologie ebenso und Nephrologie 80 Prozent Männer — und hier ist es eine der Bewerberinnen geworden.“ Ähnliche Zahlen weist die Alexianer Krefeld GmbH auf: Dort sind 58 Prozent der dort arbeitenden Ärzte männlich und 42 Prozent weiblich.
„Unsere Einschätzung ist, dass sich tendenziell über die Jahre der Anteil der weiblichen Ärzte erhöht hat. Ein Entscheidungsfaktor für junge Bewerber, sich für uns zu entscheiden, dürfte sein, dass wir im Sinne unserer Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Bedarfsfall zum Beispiel flexible Arbeitszeiten anbieten können“, berichtet Pressesprecher Frank Jezierski. „Den Anteil der Frauen in Oberarzt-Position schätzen wir ähnlich dem Gesamtanteil ein. Wir sehen es als günstig an, in jedem Klinikbereich einen guten Mix zwischen männlichen und weiblichen Ärzten zu beschäftigen. Das lässt sich jedoch keinesfalls steuern, da die Entscheidung für die Einstellung eines Bewerbers oder einer Bewerberin nur nach Qualifikation und Eignung für das Stellenprofil getroffen wird“, erklärt der Pressereferent weiter.
Mit 31 Prozent weiblichem Ärzte-Anteil im St. Josefshospital in Uerdingen ist das Haus ein kleiner Ausreißer. Das führt Pressesprecher Patrick Pöhler darauf zurück, dass es an diesem Krankenhaus mehr ausländische Ärzte gebe und keine Gynäkologie, wo viele Frauen arbeiteten. „Wir achten weniger auf das Geschlecht der Bewerber, als auf ihre Qualifikation. Sind beide gut, haben Frauen die gleichen Chancen.“
In Uerdingen gebe es acht Chefärzte, zwei davon seien weiblich. „Frauen drängen mehr in die ,schneidenden Arztberufe‘“, sagt er. Dass die Mädchen in der Schule oft fleißiger sind, für einen besseren Numerus Clausus, bestätigt Helios-Besucherin Agnes Kronswald, die selbst Augenärztin ist, auf Anfrage: „Frauen haben mehr Ausdauer, können sich besser hinsetzen und lernen.“
Medizinerinnen hätten auch heute noch manchmal mit Vorurteilen zu kämpfen. Ihr selbst sei es egal, ob sie von einem Kollegen oder einer Kollegin behandelt werde. Alena und Christian Hoffmeyer schwelgen im Glück. Sie haben gerade Sohn Liam bekommen. „Es war sehr angenehm, bei der Entbindung von Frauen umgeben gewesen zu sein“, finden beide. „Sie waren sehr einfühlsam“, sagt die junge Mutter. Er möchte lieber von einem Mann behandelt werden. „Aber das ist wohl ein kleines Vorurteil.“ Ein 77-Jähriger, der seinen Namen nicht nennen möchte, erklärt: „Ich bin schon so oft im Krankenhaus gewesen. Mir ist total egal, wer da kommt.“