Raubserie In Krefeld häufen sich die Kunstdiebstähle - Polizei wirkt ratlos

Krefeld · Wie jetzt bekannt wurde, sind in Krefeld in den letzten Wochen mehrfach öffentliche Kunstwerke und Metallskulpturen beschädigt und gestohlen worden. Nun wird nach dem Motiv der Täter gesucht.

Die Skulptur „Bahnhofsvorsteher“ am Nordbahnhof ist Opfer eines Diebstahlversuchs geworden.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Wird Kunst gestohlen, entsteht mehr als ein materieller Schaden. Es ist ein Angriff auf Ideelles, auf Erinnerungen. Zweimal mussten die Krefelder in den vergangenen Tagen so etwas schon hinnehmen, zweimal zerstörten Unbekannte öffentlich zugängliche Metallskulpturen. Nun stellt sich heraus: Es gab offenbar weitere Delikte dieser Art. Die Fälle häufen sich zu einer unschönen Serie.

Die Krefelder Polizei bestätigt auf Anfrage, dass bereits am 9. Dezember eine entsprechende Anzeige die Beamten erreichte. Ein Zeuge hatte gemeldet, dass auf dem Gelände der Volkshochschule an der Gartenstraße die Kupferskulptur „Sterntaler“ verschwunden sei.

Aufgescheucht durch die Nachrichten der vergangenen Tage hat sich zudem der Pächter des Nordbahnhofs bei der Polizei gemeldet. Es gehe um den versuchten Diebstahl einer Bronzefigur im November, teilen die Ermittler mit. Die Täter machten sich offenbar an der Statue „Bahnhofsvorsteher“ zu schaffen. Die Figur soll aus ihrer Halterung gebrochen worden sein, sei dann aber nach wenigen Metern zurückgelassen worden. Bislang stehen die Ermittler ohne Hinweise da.

Zusammenhang der Delikte wird noch geprüft

Diesen ernüchternden Sachstand muss die Polizei auch bei den bislang bekannten Fällen eingestehen. Wie berichtet, zerstörten Unbekannte erst Ende Dezember die Münchhausen-Säule an der Prinzenbergstraße und entwendeten den Metall-Münchhausen von seinem Podest. Dann traf es in der vergangenen Woche ein Figurenpaar aus Bronze am Hansa-Zentrum. Zwei Diebe hebelten die Stücke nachts aus einer Figurengruppe raus. Zurück bleibt eine Lücke in der Skulptur, die eigentlich an den Krefelder Heinrich Band, der 1848 das volkstümliche Bandoneon erfand, erinnern soll. Erkenntnisse zu möglichen Tätern lägen nicht vor, erklärt die Polizei. Ein Zusammenhang zwischen den Delikten werde geprüft.

Der Bandoneon-Spieler vor dem Hansa-Zentrum hat keine Zuhörer mehr.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Die Fälle werfen Fragen auf. Hatten es die Täter aufs Metall abgesehen? Oder war es plumpe Zerstörungswut? Warum passiert so etwas so oft in so kurzer Zeit? Viele Bürger wünschen sich Antworten.

Die Ermittler wirken einigermaßen ratlos. Zumindest bei einem potenziellen Motiv legt sich die Polizei bei den bislang bekannten Diebstählen aber fest. „Wir gehen davon aus, dass es den Tätern um den Wert des Metalls ging und sie die Figuren zu Geld machen wollen“, heißt es. Die schlechte Nachricht: Kunst im öffentlichen Raum sei einem erhöhten Risiko ausgesetzt, so die Polizei: „Gegen Vandalismus und brachiale Gewalt kann man diese leider nicht vollständig schützen.“ Die Figuren waren fest verankert, die Täter hielt das nicht auf. Wichtig sei daher, dass die Bürger verdächtige Beobachtungen oder Schäden gleich melden.

Ideeler Wert höher als der Materialwert

Die SPD möchte die Fälle Münchhausen-Säule und Hansa-Zentrum indes in der Februar-Sitzung des Kultur- und Denkmalausschusses besprechen. Die Verwaltung soll erläutern, wie Kunst im öffentlichen Raum geschützt werden kann. Auch um einen möglichen Ersatz für die Figuren soll es gehen.

Ob Nachbildungen angeschafft werden sollen, ist bislang nicht entschieden, berichtet ein Sprecher der Stadt Krefeld auf Anfrage. Er nennt die Vorfälle „äußerst bedauerlich und ärgerlich“. Der ideelle Wert der Kunst sei meist höher als der Metallwert.

Von der Skulptur „Sterntaler“ an der Volkshochschule blieb nur der Sockel übrig.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Tatsächlich möchte die Stadt Krefeld sich aber in absehbarer Zeit vermehrt um die Kunst im öffentlichen Raum kümmern. Im städtischen Haushalt wurde Geld für eine Stelle veranschalgt, die diesem Thema gewidmet ist. Ein Mitarbeiter soll den Katalog der Kunst im öffentlichen Raum aktualisieren und so erstmal einen Überblick schaffen. Dabei geht es etwa um den Zustand der Objekte. Im Laufe des Jahres soll der Posten besetzt werden. Bleibt zu hoffen, dass bis dahin alles am Platz bleibt.