„samo.fa“ Integrationsarbeit: Netzwerken für eine bunte Gesellschaft

Seit Februar wird die Integrationsarbeit in Krefeld im Netzwerk „samo.fa“ gebündelt. Ob das Projekt 2019 weitergeht, ist ungewiss.

Foto: Dirk Jochmann

Mitte. Es ist etwas in Bewegung gekommen im Jahr 2015 in vielen Kommunen, auch in Krefeld: Als in Folge des syrischen Bürgerkrieges und der prekären humanitären Lage in diversen nordafrikanischen und vorderasiatischen Staaten zahlreiche Geflüchtete in Deutschland Asyl suchten, packten viele Menschen mit an, richteten etwa Unterkünfte ein und engagierten sich anderweitig und vielfältig, um die Geflüchteten zu integrieren.

Seit zwei Jahren wird die integrative Arbeit vieler Privatpersonen und Organisationen im bundesweiten Netzwerk „samo.fa“ gebündelt und koordiniert, seit Februar sind auch Krefelder Aktive Teil dieses Netzwerks. Tagrid Yousef, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums Krefeld, stellte nun gemeinsam mit dem lokalen Koordinator für Migrantenorganisationen Mohamed El Boujddaini und weiteren Vertretern des Netzwerks und der Stadt die Grundzüge des Projekts vor, das noch wenige Monate läuft.

„samo.fa“, das steht für die „Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit“ und koordiniert im Verbund die Tätigkeit von lokalen Migrantenorganisationen, die sich der Arbeit mit Geflüchteten verschrieben haben. Im Rahmen dessen werden in Kooperation mit örtlich ansässigen Migrantenorganisationen integrationsfördernde Projekte in den vier Bereichen Bildung, Wohnen, Gesundheit und Arbeit initiiert und im Dialog mit den öffentlichen Behörden organisiert. Das „samo.fa“-Netzwerk umfasst mittlerweile 32 Städte.

Ziel des Projektes ist es, die kulturelle Vielfalt Deutschlands zu nutzen, indem Menschen, die in der Vergangenheit nach Deutschland immigriert sind, ihre Erfahrungen mit der Eingewöhnung in einem zunächst fremden Land teilen und folglich den neuen Zuwanderern bei der gesellschaftlichen Akklimatisierung zu helfen.

In Krefeld ist „samo.fa“ zwar erst seit relativ kurzer Zeit aktiv, die geplanten Projekte, deren Finanzierung über eine Förderung des Bundes erfolgt, scheinen allerdings schon an Fahrt zu gewinnen.

Zum Ende des Ramadans habe man in einer Gemeinde ein Fest gemeinsam mit Geflüchteten veranstaltet, an dem insbesondere Kinder teilhaben konnten, so El Boujddaini. Demnächst seien diverse Informations- und Aufklärungsveranstaltungen sowie eine Dialogkonferenz mit wichtigen politischen Akteuren geplant. Laut Tagrid Yousef ist zudem eine Neuauflage der „Mein Beruf — Meine Zukunft“-Veranstaltung vorgesehen, in deren Rahmen in Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen Geflüchteten das Bildungs- und Ausbildungssystem nahegebracht werden soll.

Enorme Relevanz wird der Kommunikation und Interaktion mit den Menschen, die nach Deutschland kommen, beigemessen. „Wir reden viel zu häufig über und nicht mit den Geflüchteten“, bemängelt Tagrid Yousef.

Daher ist es ihrer Ansicht nach auch essenziell, dass im Rahmen des Netzwerkens unter Menschen, die mit dem Thema Integration befasst sind, stetig Daten über die Zufriedenheit mit den einzelnen Projekten gesammelt werden. Die Ergebnisse werden in einer bundesweiten Auswertung komprimiert, um letztlich die Angebote der Migrantenorganisationen immer wieder zu verbessern.

Andreas Pamp, Leiter des Fachbereichs für Migration und Integration, hebt insbesondere die wichtige Rolle hervor, die selbst organisierte Migrantenverbunde einnehmen. Zentrale, beinahe autoritäre städtische Organisation funktioniere nicht zur Steuerung von gesellschaftlichem Engagement, erklärt er. Viel deutlicher müsse zudem werden, wie viel Migrantenorganisationen bereits geleistet hätten.

„Schon bei der Ankunft von Geflüchteten 2015 in München waren Migrantenorganisationen aktiv und haben geholfen“, berichtet Jugendamtsleiter Markus Schön, der dies persönlich miterlebte. Nun könne man gemeinsam versuchen, die Gesellschaft bunt und weltoffen zu gestalten.

Integration sei schließlich keine Einbahnstraße, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „In diesen Tagen wird zu wenig über Integration geredet“, kritisiert Schön. Stattdessen werde ein sogenannter Masterplan über die Begrenzung von Migration vorgelegt.

Wie es mit dem „samo.fa“-Netzwerk in Krefeld und bundesweit weitergeht, ist derzeit allerdings noch fraglich. Ob die Beteiligten ihre Förderung des zivilgesellschaftlichen Engagements in Zukunft weiter dirigieren werden und integrative Arbeit in Zukunft verstetigen können, ist derzeit höchst fraglich. Denn das Projekt läuft zum Ende des Jahres aus. Eine Verlängerung erachten alle vertretenen Seiten als wünschenswert. Ob sie realisierbar ist, wird sich zeigen.

Man wolle nachhaltige Strukturen in Krefeld schaffen, betont Markus Schön. Mittlerweile sei bereits ein städtischer Verbund in Planung, berichtet Tagrid Yousef. Auf dese Weise soll die Arbeit mehrerer Migrantenorganisationen koordiniert und unterstützt werden..