Irreführende Werbung: Ein Fass ohne Boden
Verbraucherzentrale: In den Beratungen geht es vor allem um Telefon- und Energiethemen.
Krefeld. Die Beratungsstelle der Verbraucherzentrale an der Petersstraße war 2012 wieder eine Drehscheibe für Verbraucherfragen. Mehr als 12000 Menschen suchten Rat. „Es gab zwar weniger Anfragen als im Vorjahr, aber die Intensität der Beratung hat erheblich zugenommen“, sagte Leiterin Elisabeth Elsner bei der Präsentation des Jahresberichts.
Als Dauerbrenner bezeichnete sie die Themen rund um Energie und Telekommunikation. Auf den Weg gebracht wurde das Modellprojekt „NRW bekämpft Energiearmut“.
Mit 22 Prozent der Anfragen dominierten eindeutig die Beschwerden über unlautere Praktiken bei Telefon und Internet. Zwar habe der langjährige Kampf der Verbraucherschützer gegen unlautere Werbe- und Vertragsmethoden der Telekommunikationsbranche zu Erfolgen geführt, doch Entwarnung sei keineswegs angesagt, berichtet Elsner.
Immerhin habe eine Gesetzesnovelle den kostenträchtigen Warteschleifen das Aus beschert und die Preisansage bei Call-by-Call-Gesprächen verpflichtend gemacht. Auch die Klagen über ungewollte Internet-Abonnements seien rückläufig, seitdem ein Bestellbutton mit dem Vermerk „zahlungspflichtig bestellen“ auf die Kosten hinweise.
Dennoch gebe es noch immer Stolperfallen zuhauf. So erhielten Ratsuchende nach Beratungsgesprächen in Telefonläden neue Komplettpakete zu höheren Kosten ohne Einwilligungserklärung oder Unterschrift. Bei Bestellungen per Smartphone genüge mitunter ein unbeabsichtigter Klick auf ein Werbebanner und schon entstehen Download-Kosten. Die Vielzahl irreführender Werbung und intransparenter Verträge sei ein Fass ohne Boden. Elsners Rat: Sich über schriftliche Angebote informieren und vergleichen, einen neuen Vertrag erst abschließen, nachdem der alte gekündigt ist.
Rund zwölf Prozent der Fragen an die Berater betreffen die Energie. Die Themen: steigende Kosten, Anbieterwechsel und die Pleiten von Energieversorgern. Der Tipp von Umweltberater Bernhard Pilch, der über steigende Rechtsberatung berichtet: Wechsel vom Energielieferanten ja, aber nur ohne Vorauskasse.
Petra Böer ist als Fachberaterin Energiearmut neu im Team. Zusammen mit den Stadtwerken soll eine Stromliefersperre dank Ratenzahlung verhindert werden — inklusive Haushalts- und Energieberatung. Die Hauptzielgruppe sind Geringverdiener, Rentner und Studenten. Krefeld ist einer von acht Modell-Teilnehmern in Nordrhein-Westfalen.