Jeder fünfte Krefelder radelt täglich
Die Bürgerbefragung zur Mobilität bringt viele Erkenntnisse für die Stadt- und Verkehrsplanung.
Krefeld. Krefeld ist nicht Münster; dennoch ist das Fahrrad hier ein beliebteres Verkehrsmittel als in den Städten Düsseldorf, Duisburg oder im durchschnittlichen NRW-Vergleich. Jeder Fünfte (insgesamt 21 Prozent) legt seine täglichen Wege mit dem Fahrrad zurück. „Über diesen Stellenwert waren wir überrascht; wir hatten vorab optimistisch 15 Prozent erwartet“, sagt Stadtplanungsamtsleiter Norbert Hudde. Gemeinsam mit zwei Kollegen hat er gestern das Ergebnis der im Frühjahr in Auftrag gegebenen Mobilitätsuntersuchung vorgestellt.
Danach nutzen mit 51 Prozent zwar viele Krefelder das Kfz (Auto, Motorrad und Moped) als Verkehrsmittel; die andere Hälfte ist aber zu 13 Prozent mit Bus und Bahn, zu 21 Prozent mit dem Rad und zu 15 Prozent zu Fuß unterwegs.
Für Städte- und Verkehrsplaner sind diese Daten sehr aufschlussreich. An ihnen lassen sich das Mobilitätsverhalten der Krefelder ablesen und entsprechende planerische Weichen für die Zukunft stellen. Während in den 1970er-Jahren die autogerechte Stadt noch das Nonplusultra war, sind heute mehr Aufenthaltsqualität und weniger Lärm- und Abgasbelastungen in den Innenstädten gefragt. „Auch die Digitalisierung wird Einfluss nehmen auf die tägliche Verteilung des Verkehrs“, wagt Hudde einen Blick in die nahe Zukunft.
Umso aufschlussreicher ist die nun vorliegende Auswertung. Zwischen März und Mai sind von dem beauftragten Ingenieurbüro Helmert 7000 zufällig ausgewählte Krefelder angeschrieben und nach ihrem Mobilitätsverhalten gefragt worden. Am Ende der Befragung lagen Wegeprotokolle von 2254 Personen vor, von Menschen aller Altersklassen.
Die meisten Wege werden täglich von Menschen in mittleren Jahren (meist Berufstätige) zurückgelegt. Vor allem die Altersgruppe zwischen 30 und 64 nutzt dafür das Auto. Ein Grund dafür, dass es zu Stoßzeiten in Krefeld immer wieder zu Staus kommt. Während die befragten Krefelder bis 17 Jahre oftmals als Beifahrer unterwegs sind, gibt es bei den 18- bis 29-Jährigen den größten Anteil der Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs. „Das ist ein Fingerzeig“, sagt Hudde. Man müsse alles dafür tun, damit diese Gruppe auch in späteren Jahren zur Entlastung des Verkehrs und der Umwelt den ÖPNV nutze. „Der ÖPNV ist entwicklungsfähig.“
Zukunftsforscher weisen laut Hudde darauf hin, dass schon heute vor allem Jüngere nicht mehr so fixiert auf ein eigenes Auto seien, sondern Apps für Car-Sharing. Leihfahrräder und Mitfahrgelegenheiten nutzten.
Durch den Bau der Krefelder Promenade und die derzeitige Sanierung der Radwege wird Krefeld für Radfahrer noch attraktiver. Handlungsbedarf sieht Hudde hingegen beim Fußverkehr. Da müssten Aufenthaltsqualität und Wege besser werden, damit die Krefelder häufiger zu Fuß ihre alltäglichen Dinge erledigen.