Klassische Musik Junge Pianistin erschafft musikalische Bilder
Aya Sakamoto spielt Werke von Franz Liszt und überzeugt das Publikum mit ihrer Virtuosität.
Krefeld. (ubr) In den „Années de pèlerinage“ (In den Jahren der Pilgerfahrt) malt Franz Liszt in diesen ersten Jahren Bilder der Schweiz. Liszt reflektiert auf dem Klavier, schildert seine Eindrücke in Klängen und spart nicht mit Schwierigkeiten für alle Pianisten, die diesen Zyklus nach ihm spielen. Gleich zu Beginn der „Années“ schildert er die „Kapelle von Wilhelm Tell“ und lässt grandiose massive Klänge erscheinen, um eben jene Bedeutung des Tell zum musikalischen Bild werden zu lassen.
In der „Pastorale“ findet sich ein ländlich anmutender Tanz. Heiter, gelassen, am „Rand der Quelle“ plätschert die Klavierläufekaskade, schimmert silbern die Tonfolge im Diskant, um dann im „Sturm“ einen Orkan an Akkordmassen und virtuosen Läufen über die Tastatur toben zu lassen, deren Realisation die ganz virtuose Präsenz und gestalterische Kraft der Pianistin einforderte.
Die Japanerin Aya Sakamoto hatte am Freitag beim Kawai-Konzert in der Musikschule jene Kraft und virtuose Fähigkeit, die „Années de pèlerinage“ von Liszt als musikalische Bilder in der Vorstellungswelt des Publikums entstehen zu lassen. Intensiv hob sie die im verborgenen, melodischen Motive hervor, sparte nicht mit Akzenten und suchte die Piano-Passagen in vorübergehende Nachdenklichkeit zu tauchen. Sakamoto studierte an der Universität der Künste in Tokyo und lebt seit 2011 in Berlin, wo sie ihre Studien fortsetzt.
Franz Liszt ist ihr offenbar im Ausdruck sehr nahe, da sie in jedem Moment der Interpretation dieser „Années de pèlerinage“ durch die Schweiz ihren Gestaltungswillen und ihre Virtuosität spüren ließ.
Mit dem zeitgenössischen Stück „ Musica Nara“ von M. Tokuyama stellte sie eine Komposition vor, die in lauter verschiedenen Abschnitten melodische Passagen, historische Klangerinnerung und jazzige Rhythmen hören ließ. S. Rachmaninovs „Variationen über ein Thema von Corelli“ formuliert musikalische deutliche Gegensätze in seinen Variationen über das barocke Thema.
Sakamoto suchte die lyrische Melodik zu gestalten. Allein das „Andante Favori“ von Ludwig van Beethoven enthielt mehr Lyrik als Virtuosität und schien in ihrer Interpretation merkwürdig blass. Zuletzt ließ die Pianistin das Publikum in den einfühlsam musizierten „Liebenstraum Nr.3“ von Franz Liszt eintauchen. Herzlicher Beifall und eine Zugabe beendeten dieses beeindruckende Konzert.