Kammen-Haus: "Wir können nur noch Bitte sagen"
Im Denkmalausschuss ging es um das bereits entkernte frühere Kammen-Haus. Verwaltung will mit dem Investor reden.
Krefeld. „Wir können die Gestaltung des Gesichts unserer Stadt doch nicht nur fremden Investoren überlassen.“ Grünen-Ratsherrin Heidi Matthias ist eine der Protagonisten in der engagierten Debatte im Denkmalausschuss zum Erhalt des Hauses Hochstraße 88 des Juweliers Kammen. Wie berichtet, will dort ein Düsseldorfer Investor anstelle des jetzigen Gebäudes ein modernes Schuhgeschäft etablieren und das Haus abbrechen lassen.
Eine andere Meinung vertritt unter anderem der frühere Bundestagsabgeordnete Otto Fricke (FDP). Er verweist auf die „Eigentumsgewährleistung“ im Grundgesetz. Allerdings geht er nicht auf die Allgemeinwohl-Verpflichtung des Eigentums ein, die dort ebenfalls steht.
Unterstützt wird Fricke von Hans-Peter Kreuzberg (CDU), der den Punkt gar nicht auf die Tagesordnung setzen lassen will. „Das Haus ist kein Denkmal und hat nichts in diesem Ausschuss zu suchen.“
Gerd Hanisch, städtischer Denkmalpfleger, bestätigt das: „Aus den Bauakten ergibt sich dafür kein Ansatzpunkt. Über das alte Bild des Hauses, das einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel, lässt sich nichts sagen. Die Bauakten sind verbrannt.“ Seine Chefin Monika Risse-Richter: „Das Haus wurde auf den Grundmauern des zerstörten Gebäudes noch vor der Währungsreform ab 1947 wieder aufgebaut.“
SPD-Sprecher Wilfried Bovenkerk attestiert dem Gebäude Charme, darum aber könne es nicht gehen. Vielmehr müsse die Möglichkeit geprüft werden, ob eine vorläufige Unterschutzstellung machbar sei.
Das veranlasste Stefanie Neukirchner zur Entgegnung: „Emotionen und Gefühle sind hier nicht zu bewerten. Derzeit wird das Gebäude bereits entkernt. Und dafür braucht der Eigentümer keine Genehmigung.“
Die Debatte bewegt sich schließlich auf einen Kompromiss hin. Der Abbruchantrag liegt der Verwaltung vor und sollte eigentlich im nicht öffentlichen Teil der Sitzung verkündet werden. Otto Fricke: „Wir können den Investor nur noch bitten, seine Planung dahingehend zu überprüfen, ob die Fassade erhalten werden kann.“
Die Idee, dies in Form eines Appells des Ausschusses zu tun, blieb im internen Ausschusskreis offenbar auf der Strecke. Bleibt nur noch die Zusage der städtischen Denkmalpfleger, „noch einmal das Gespräch mit dem Investor zu suchen, um dabei um den Erhalt der Fassade zu bitten.“