Manon: Mischung aus Barock und Brecht
Am Samstag feiert die französische Oper Premiere.
Krefeld. Dass eine Opéra-comique leicht und lustig daherkommen muss, ist ein beliebtes Missverständnis. Der Gattungsname führt in die Irre: Historisch gesehen grenzte der Zusatz „comique“ lediglich die bürgerlichen Opern von denen des Adels ab. Denn die wahren Tragödien waren der noblen Gesellschaft vorbehalten.
Gleichwohl erzählt auch „Manon“, die in Frankreich ungebrochen populäre Opéra-comique von Jules Massenet, eine tragische Geschichte. Eine junge Frau soll ins Kloster gehen, entscheidet sich aber für ein selbst bestimmtes Leben an der Seite ihres Geliebten — und zerbricht daran. „Manon hat die gleichen Impulse wie ein Mädchen von heute“, sagt Francois De Carpentries, der die Oper am Samstag im Stadttheater inszeniert.
Dennoch hat er sich gegen eine Modernisierung entschieden und für einen historischen Ansatz. Er lässt „Manon“ im frühen 18. Jahrhundert spielen, die Kostüme von Karine Van Hercke sind entsprechend opulent, die Schnitte orientieren sich am Stil jener Zeit. Die Bühne von Siegfried E. Mayer spiegelt den verblichenen Glanz von Versailles, allerdings nur als Andeutung in Form von sieben Stellwänden.
Ein Höhepunkt dürfte die Musik werden, die Generalmusikdirektor Mihkel Kütson mit seinen Sinfonikern einstudiert hat. „So etwas gab es hier lange nicht zu hören“, sagt Kütson. „Massenets Partitur ist sehr ungewöhnlich, feinsinnig und lebendig, unglaublich emotional und zugleich kammermusikalisch.“
Carpentries, der in Krefeld unter anderem „La Bohème“, „Pique Dame“ und „Don Carlo“ inszeniert hat, wird versuchen, inmitten der Opulenz den Blick auf das Schicksal der Titelheldin zu lenken. Für ihn ist die Oper seines Landsmanns Massenet „eine Synthese zwischen Barocktheater und Brecht“.
Premiere am Samstag um 20 Uhr. Karten gibt es unter Telefon 02151/805 125.