Karlsplatz: FDP lehnt Beuys als Namensgeber ab
Biografie rückt den Künstler in die Nähe von Alt-Nazis. Liberale schlagen Wember-Platz vor
Krefeld. Um 9.07 Uhr hatte die Krefelder FDP die aktuelle Ausgabe des „Spiegel“ schon intensiv studiert. Um diese Uhrzeit ging eine Pressemitteilung des Fraktionsvorsitzenden Joachim C. Heitmann bei der WZ ein. Tenor: Es wäre „fatal“, den neuen Platz vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum Joseph-Beuys-Platz zu nennen: Das sei „ein denkbar schlechter Dienst für Krefeld“.
Ursache für den Vorstoß ist ein Artikel über Beuys im „Spiegel“. Auf vier Seiten wird über eine neue Biografie von Hans-Peter Riegel berichtet, die den Künstler als „Ewiggestrigen“ brandmarkt, der sich bevorzugt mit Alt-Nazis umgab und eine „totalitäre Gesellschaft“ anstrebte. In dem Spiegel-Artikel wird Beuys als „ziemlich (. . .) gefährliche Figur“ bezeichnet.
Ganz neu sind die Vorwürfe nicht. Immer wieder wurde Beuys, der ein Anhänger der anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners war, unterstellt, ein verkappter Nazi zu sein. Der FDP, die schon vorher Bedenken gegen die Platzbenennung geäußert hatte, kam die Veröffentlichung gerade recht. Sie schlägt nun vor, den langjährigen Museumsdirektor Paul Wember als Namensgeber auszuwählen.