Todesdrohung gegen Ehefrau: Angeklagter bestreitet alle Vorwürfe
Ehemann behauptet: „Meine Frau hat sich selbst verletzt“.
Krefeld. Überraschung am Dienstag vor Gericht: Kaum hatte die Staatsanwältin die Anklage gegen den 50-jährigen gebürtigen Tunesier aus Krefeld verlesen und ihm Misshandlung, Nötigung zur Abtreibung und Todesdrohung gegenüber seiner tunesischen Ehefrau vorgeworfen, behauptete der Angeklagte exakt das Gegenteil. Alle sieben Punkte der Anklage seien falsch. Nicht er habe seine Frau mit einem Schraubendreher mit Stichen in den Brustkorb und in die Wange verletzt, sondern sie habe sich mit einer Nagelschere die Verletzungen selbst zugefügt, um ihn hinter Gitter zu bringen.
Hintergrund des Ehestreits ist der erbitterte Kampf um das Sorgerecht für die Tochter, das zurzeit der Mutter zugesprochen ist. Die Anklagepunkte wurden von der als Zeugin geladenen Ehefrau bestätigt. Seit Mai 2011 soll der Angeklagte seine Frau mehrmals geschlagen und ihr gedroht haben, sie in den Rhein zu werfen. Außerdem habe er sie genötigt, die Schwangerschaft abzubrechen, weil er davon überzeugt sei, dass das Kind von einem Nachbarn gezeugt wurde. Des Weiteren habe er sie mit dem Tode bedroht und angekündigt, sie im Sarg nach Tunesien zu schicken.
Als die von der Hausmeisterin gerufene Polizei im April 2012 in die Wohnung des Ehepaares kam, fand sie die verletzte Frau vor. Ein Polizeibeamter, der mit Kollegen die Wohnungstür aufgebrochen hatte, konnte über den Tatablauf nichts Genaues sagen. Die Ehefrau habe man zur Versorgung der Wunden ins Krankenhaus und am nächsten Tag in ein Frauenhaus gebracht.
Der Angeklagte widerspricht seiner Frau vehement. Er habe sie nie geschlagen, aber sie zweimal mit dem Nachbarn in der Wohnung beim Ehebruch angetroffen. Als er sie ohne die Tochter nach Tunesien zurückschicken wollte, habe sie sich selbst verletzt, um ihn loszuwerden. Das Gericht wird am 28. Mai eine Polizistin, die Hausmeisterin und den vermeintlichen Ehebrecher laden, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. wop